Wie Reuters diese Woche berichtete, erwägen Gemüseproduzenten in ganz Nord- und Westeuropa aufgrund der anhaltenden Energiekrise den Betrieb einzustellen. Das würde die Lebensmittelversorgung zusätzlich gefährden.
Dem Bericht zufolge sind die explodierenden Strom- und Gaspreise die größten Kosten, mit denen Gemüsebauern konfrontiert sind, die Gewächshauskulturen betreiben. Zwei französische Landwirte, die jüngst ihre Stromverträge für 2023 erneuert haben, erklärten gegenüber der Nachrichtenagentur, ihnen seien Preise genannt worden, die mehr als zehnmal so hoch waren wie noch im Jahr 2021.
Benjamin Simonot-De Vos, der südlich von Paris Gurken, Tomaten und Erdbeeren anbaut, sagte:
"In den kommenden Wochen werde ich die Saison planen, aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Wenn es so bleibt, hat es keinen Sinn, im neuen Jahr weiterzumachen. Das ist nicht nachhaltig."
Frankreich erwartet dieses Jahr ohnehin eine historisch geringe Getreideernte, wie Bloomberg meldet. Eine vergleichbar ertragsarme Ernte hatte es zuletzt vor 30 Jahren gegeben. Voraussichtlich werden rund 25 Millionen Tonnen Getreide weniger als 2021 geerntet.
Johannes Gross, stellvertretender Verkaufsleiter bei der deutschen Genossenschaft Reichenau-Gemüse, erklärte gegenüber Reuters:
"Wir müssen mit einem Anstieg der Produktionskosten um etwa 30 Prozent rechnen. Einige Kollegen denken darüber nach, ihre Gewächshäuser leer stehen zu lassen, um die Kosten so niedrig wie möglich zu halten. Niemand weiß, was nächstes Jahr passieren wird."
Die steigenden Kosten für Düngemittel, Verpackung und Transport tragen ebenfalls zu den Problemen bei. Selbst in sonnenreichen Ländern wie Spanien haben die Obst- und Gemüsebauern mit einem Anstieg der Düngemittelkosten um 25 Prozent zu kämpfen.
Unterdessen mehren sich die Hinweise, dass die Teuerungsrate bei Lebensmitteln im Vergleich zu anderen EU-Staaten in Deutschland beinahe doppelt so hoch ist. Laut Untersuchungen von Vergleichsportalen liegt die Teuerungsrate bei Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken hierzulande inzwischen bei 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr – während sie beispielsweise in Frankreich 8 Prozent beträgt. Nur in einigen osteuropäischen Ländern sind die Preise noch stärker gestiegen. Als Grund dafür wird das "geringe Ausgangsniveau" der Lebensmittelpreise in Deutschland angegeben.
Mehr zum Thema - Brandbrief der Wirtschaft: Deutschland drohen erhebliche Probleme bei der Lebensmittelversorgung