Laut einem Bericht der Nachrichtenseite Bloomberg betrachtet Südkorea neue US-Vorschriften, die Elektrofahrzeuge und -batterien aus US-amerikanischer Produktion begünstigen, als "Verrat". Bloomberg stützt sich in seinem Beitrag auf einen namentlich nicht genannten "hochrangigen Beamten" in Seoul. Demnach drohe die Entscheidung der USA, die wirtschaftliche und sicherheitspolitische Zusammenarbeit zwischen den engen Verbündeten zu verkomplizieren.
Hintergrund der Reaktion aus Südkorea sind Bestimmungen im "Inflation Reduction Act" (IRA), der letzten Monat von US-Präsident Joe Biden unterzeichnet wurde und Steuergutschriften von bis zu 7.500 US-Dollar für den Kauf von in Nordamerika hergestellten Elektrofahrzeugen vorsieht. Das könnte große südkoreanische Marken wie Hyundai und Kia benachteiligen, die in den USA keine Elektrofahrzeugwerke betreiben.
Die Regierung des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk-yeol halte die Maßnahme nach einer Reihe großer US-Investitionsankündigungen von Unternehmen des Landes für unfair, so der Beamte gegenüber Bloomberg. Seoul habe zwar noch nicht beschlossen, die Zusammenarbeit in dieser Frage an andere Punkte auf der Wirtschaftsagenda der USA zu knüpfen, aber das sei nicht auszuschließen, so der Beamte weiter.
Die US-Gesetzgebung sorgte diese Woche auch für eine seltene Einigkeit im stark gespaltenen südkoreanischen Parlament, das mit überwältigender Mehrheit eine Resolution verabschiedete, in der es seine Besorgnis zum Ausdruck brachte. Cheon Seong-whun, ein ehemaliger Sekretär für Sicherheitsstrategie unter der früheren konservativen Präsidentin Park Geun-hye, sagte:
"Südkorea könnte den IRA als einen Dolchstoß in den Rücken betrachten... Nachdem die südkoreanische Regierung und die Öffentlichkeit so viel investiert haben, erwarteten sie von den USA den gleichen wirtschaftlichen Nutzen in Form von Marktzugänglichkeit."
Yoons Büro sagte, es arbeite "auf verschiedenen Ebenen eng mit Washington zusammen", um eine "rasche und reibungslose Lösung" zu erreichen.
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