Der Ukraine-Krieg hat nach der COVID-19-Pandemie die Reisemöglichkeiten für russische Bürger weiter eingeschränkt. Wegen der westlichen Sanktionen gegen die russische Luftfahrtbranche sind die Flugrouten in einige Länder jetzt wesentlich länger und teurer. Hinzu kommen noch Schwierigkeiten bei Kartenzahlungen: Während die beiden weltweit größten Zahlungsdienstleister Visa und Mastercard den russischen Markt verlassen haben, wird das nationale Zahlungssystem Mir bislang nur in relativ wenigen Ländern der Welt akzeptiert.
Vor dem Hintergrund der sich häufenden Forderungen, russischen Bürgern keine Schengen-Visa auszustellen, hat die russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti eine Umfrage unter ausländischen Hotels durchgeführt und festgestellt, dass einige davon russische Touristen vermissen. Natasha Glover-Webber, Verkaufsdirektorin des Hotels JW Marriott Mauritius Resort, teilte mit, dass immer weniger Touristen aus Russland die Ferieninsel im Indischen Ozean als ihr Reiseziel wählten:
"Vor der Pandemie betrug der Anteil des russischen Marktes an unserem Geschäft fünf Prozent. Nach der Öffnung der Grenzen verdoppelte sich diese Zahl und blieb auf diesem Niveau bis Februar."
Obwohl es derzeit kaum Buchungen gebe, bleibe die Hotelleitung optimistisch. Wer trotz aller Schwierigkeiten komme, tue dies wegen der instabilen Situation in Russland und der Kursschwankungen am häufigsten im Rahmen einer Last-Minute-Tour. Gleichzeitig verzeichne das Hotel längere Aufenthalte. Der Verkaufsdirektorin zufolge sei es ihrem Resort nicht schwergefallen, sich schnell auf andere Märkte umzustellen.
"Unter den jetzigen Umständen sehen wir keinen Bedarf, unsere Preise nach unten zu korrigieren, weil die Mehrheit unserer Kunden, die für unsere Gewinne entscheidend sind, aus Europa kommt. Und sie reisen jetzt aktiv."
Einige Hotels, die zuvor überwiegend auf russische Touristen orientiert waren, müssen nun ihre Marktstrategien revidieren. Panayiotis Markou, Verkaufsdirektor des zypriotischen Hotels Cap St Georges Hotel & Resort, teilte RIA Nowosti mit, sein erst im Juni 2022 eröffnetes Hotel sei stark auf Gäste aus Russland ausgelegt gewesen:
"An die 33 Prozent unserer Gäste sollten aus Russland und den GUS-Ländern kommen. Natürlich mussten diese Zahlen völlig überdacht werden."
Zugleich stellte der Verkaufsdirektor fest, dass die wenigen Touristen aus Russland nach wie vor großzügig seien. Solche Gäste buchten luxuriöse Zimmer, teure Spa-Behandlungen und exquisite Gerichte in Restaurants.
Mehr zum Thema - Montenegro: Schlechte Urlaubssaison wegen ausbleibender russischer Gäste und horrender Preise