Schiff mit ukrainischem Getreide offenbar auf dem Weg ins russlandfreundliche Syrien

Das erste Getreideschiff, das die Ukraine seit einer international ausgehandelten Vereinbarung über die Wiederaufnahme der Exporte verlassen hat, steuert laut Medienberichten den syrischen Hafen Tartus an, nachdem seine Ladung im Libanon aufgrund von Verspätung abgelehnt wurde.

Das erste Trockenfrachtschiff mit Getreide, in diesem Fall Maiskorn, das aus der Ukraine durch den von ukrainischen Seeminen geräumten Korridor zum Bosporus gelotst wurde, steuert statt den Libanon nun Syrien an. Wie Reuters am Sonntag unter Berufung auf zwei Quellen berichtete, nimmt das Schiff Kurs auf Tartus.

Getreideexporte aus der Ukraine waren monatelang unterbrochen, nachdem Russland seine Intervention in den acht Jahre lang mal wütenden, mal schwelenden Bürgerkrieg dort begonnen hatte und das ukrainische Militär im Rahmen der Kampfhandlungen Fahrwasser der ukrainischen Hafenstädte verminte. Am 1. August war das unter der Flagge Sierra Leones fahrende Schiff Razoni mit 26.000 Tonnen Maiskorn an Bord aus dem ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa ausgelaufen. Nach Angaben der Tracking-Webseite MarineTraffic.com befand sich das Schiff zum Redaktionszeitpunkt im östlichen Mittelmeer zwischen Zypern und der syrischen Küste. Zuvor lag die Razoni  am Donnerstag bei der türkischen Stadt Mersin vor Anker.

Ursprünglich war die Ladung für den Libanon bestimmt. Der dortige Käufer hatte allerdings die Annahme aufgrund von Qualitätsbedenken, die sich aus der langen Lieferverzögerung ergaben, verweigert. Laut einer Mitteilung der ukrainischen Botschaft im Libanon sei der Auftraggeber auf der Suche nach anderen Möglichkeiten gewesen, die Ladung im Libanon oder anderswo zu löschen. Wie es scheint, ist nun der Hafen von Tartus in Syrien das Ziel des Frachters.

Die von der UNO und der Türkei vermittelte Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Lieferungen aus der Ukraine wurde Ende vergangenen Monats getroffen. Davor hatte Kiew Moskau beschuldigt, ukrainische Häfen zu blockieren. Demgegenüber beharrte Russland auf einer Lagebewertung, gemäß der die Schiffe aufgrund ukrainischer Seeminen nicht auslaufen durften.

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