Die Wirtschaftsagentur Bloomberg hat am Mittwoch unter Berufung auf Experten berichtet, dass Russland infolge des Ukraine-Krieges in diesem Jahr eine weitaus geringere Rezession zu erleben scheint, als ursprünglich erwartet wurde. Die steigenden Öllieferungen hätten die Auswirkungen der Sanktionen der USA und der EU abgeschwächt, so die Experten.
Der Agentur zufolge haben Wirtschaftsexperten von JPMorgan Chase, Citigroup und anderen großen Banken ihre Prognosen für das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr auf 3,5 Prozent gesenkt. Russische Beamte, von denen einige einen Rückgang von bis zu 12 Prozent voraussahen, bereiten sich nun darauf vor, ihre Prognosen auf weniger als die Hälfte davon zu aktualisieren.
"Der Boxer bewegt sich jetzt wieder, nachdem er zu Boden gegangen ist", sagte der Chefökonom des Moskauer Kreditgutachters Expert RA, Anton Tabach, dem Magazin.
"Es gab einen Rückschlag, der aber durch die trotz der Preisnachlässe komfortablen Exportpreise und die Fähigkeit des Haushalts, das Problem zu lösen, weitgehend kompensiert wurde."
Die Wirtschaft stehe immer noch "vor der schärfsten Kontraktion seit mindestens 2009", warnte Bloomberg und fügte aber hinzu, dass die "schnellen Maßnahmen der Regierung zur Stabilisierung der Währung in den ersten Wochen nach dem Krieg eine Finanzkrise verhinderten und eine Flut von Exporterlösen folgte".
Saisonbereinigte Daten des Entwicklungszentrums an der Moskauer Higher School of Economics zeigten, dass die Industrieproduktion in Russland im Mai um 1,7 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen ist. Das Zentrum erklärte:
"Die Unterbrechung der Kontraktion im Mai könnte ein Zeichen dafür sein, dass sich die Produzenten zunächst an den Schock der antirussischen Sanktionen angepasst haben."
Ökonomen wiesen darauf hin, dass der Wiederanstieg der Ölproduktion infolge der wachsenden Inlandsnachfrage und der Verlagerung auf Exportkäufer in Asien ein wichtiger Motor für die russische Wirtschaft gewesen sei. Die Gasproduktion war ein weiterer wichtiger Wirtschaftsmotor, der die Einnahmen aufgrund der steigenden Preise in die Höhe trieb.
"Wir befinden uns nicht auf dem Stressniveau, das wir für 2022 angenommen hatten", sagte Rosbank-Ökonom Jewgeni Koschelew gegenüber Bloomberg. "Wir sollten eine bessere Entwicklung erwarten, da sowohl die Haushalts- als auch die Geldpolitik insgesamt stimulierend sind."
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