Experten haben vor einem drastischen globalen Anstieg der Erdölpreise gewarnt, wie der kanadische Wirtschaftsnachrichtensender BNN Bloomberg berichtete. Analysten von JPMorgan Chase & Co. erklärten, dass die Preise bis zu 380 US-Dollar pro Barrel – fast das Vierfache des jetzigen Niveaus – erreichen könnten, sollte Moskau sich dazu entschließen, auf die von den Vereinigten Staaten und den europäischen Staaten verhängten Sanktionen mit Gegenmaßnahmen wie einem Produktions- oder Ausfuhrstopp zu reagieren.
Derzeit arbeiten die Mitgliedsstaaten der G7 an einem komplizierten Verfahren, um die Erlöse zu begrenzen, die Moskau mit Erdöl aus russischer Förderung erzielen kann. Damit wollen sie die Einnahmen Moskaus und somit die Fähigkeit, das russische Militär zu finanzieren, angreifen. In einem Bericht an die Kunden der JPMorgan Chase warnte die Analystin Natascha Kanewa jedoch, dass die finanzielle Situation Moskaus so stabil sei, dass die russische Regierung es sich erlauben könne, die tägliche Erdölproduktion um bis zu fünf Millionen Barrel zu beschränken, ohne größere Schäden für die eigene Wirtschaft befürchten zu müssen.
Die Wirtschaftsexperten warnten zudem, dass ein solcher Preisanstieg für den Rest der Welt katastrophale Konsequenzen haben würde. Sollte Russland seine Erdölproduktion um drei Millionen Barrel zurückfahren, würde das die Preise auf 190 US-Dollar treiben, während im schlimmsten Fall – also bei einem Rückgang der Produktion um täglich fünf Millionen Barrel – die Preise sogar bis auf 380 US-Dollar klettern könnten.
Dazu schrieben die Analysten:
"Das offensichtlichste und wahrscheinlichste Risiko bei einer Preisobergrenze besteht darin, dass Russland sich entscheiden könnte, nicht mitzumachen und stattdessen durch eine Verringerung der Exporte Vergeltung zu üben. Es ist wahrscheinlich, dass die Regierung als Vergeltungsmaßnahme die Produktion drosseln könnte, um dem Westen Schmerzen zuzufügen. Die angespannte Lage auf dem globalen Ölmarkt herrscht zugunsten Russlands."
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