Kreml: "Sanktionsspiele" schwächen US-Dollar und Euro

Westliche Sanktionen gegen Russland haben zu einem deutlichen Prestigeverlust für den US-Dollar und den Euro geführt. Das verkündete Kremlsprecher Dmitri Peskow. Es sei ein Prozess im Gange, der das auf US-Dollar basierte Finanzsystem ablösen werde.

Das Prestige des US-Dollars und des Euro ist durch die gegen Russland verhängten Sanktionen "stark erschüttert" worden. Diese würden nun immer mehr Länder dazu veranlassen, bei der Abrechnung mit ausländischen Partnern auf nationale Währungen auszuweichen. Darauf wies Dmitri Peskow hin, der Pressesprecher des russischen Präsidenten. In einem Interview mit dem Fernsehsender Belarus-24 sagte er:

"In der Tat ist das Prestige des US-Dollars und des Euro vor dem Hintergrund dieser schurkenhaften Sanktionsspiele erschüttert worden."

Vor allem sei die Rolle des US-Dollars als Hauptreservewährung betroffen. Immer mehr Länder würden bei der gegenseitigen Verrechnung auf nationale Währungen zurückgreifen. Peskow betonte, dass sich dieser Prozess Anfangsstadium befinde und nicht mehr aufzuhalten sei.

Der Beamte fügte hinzu, dass das gesamte Bretton-Woods-System, "das es Amerika ermöglichte, jahrzehntelang an der Spitze der Wirtschaftspyramide der Welt zu stehen, jetzt zu erodieren beginnt".

Das Bretton-Woods-System schuf ein kollektives internationales Wechselkurssystem, das eine Bindung der Währungen an den US-Dollar vorsah, der wiederum an den Goldpreis gekoppelt war. Dadurch wurde der US-Dollar effektiv zur wichtigsten Reservewährung der Welt. Nun aber, so Peskow, werde dieses System "vollständig weggespült", da die Länder "ihre Beziehungen auf nationale Währungen verlagern" und diese Praxis sich ausweiten werden.

Laut dem Pressesprecher werde die Welt von dieser Umstellung profitieren. Er stellte fest:

"Es gibt hier viele Möglichkeiten, und all dies ist ein Prototyp des zukünftigen Wirtschaftssystems, dessen Entstehung wir gerade erleben."

Es gab zwar schon früher Abrechnungen in nationalen Währungen, aber sie waren nicht weit verbreitet. Im vergangenen Monat verhängten jedoch eine Reihe westlicher Staaten, darunter die meisten EU-Länder und die USA, Sanktionen gegen Russland als Vergeltung für den im Februar begonnenen Militäreinsatz in der Ukraine.

Im Rahmen der Sanktionen wurde ein Großteil der russischen Auslandsguthaben eingefroren und das Land wurde vom SWIFT-Nachrichtenübermittlungssystem abgeschnitten. Dies gefährdete Russlands Fähigkeit, Zahlungen an ausländische Partner in Euro und US-Dollar zu leisten. Als Reaktion darauf kündigte Moskau vergangene Woche an, dass es die Zahlungsmechanismen für Exporte in "unfreundliche" Staaten, die Russland mit Sanktionen belegt haben, ändern werde. Erdgas sei als Erstes von der Umstellung betroffen.

Die Käufer müssen nun Rubelkonten bei russischen Banken einrichten, um Zahlungen an russische Gaslieferanten in der Landeswährung leisten zu können. Darüber hinaus hat Russland mit einer Reihe ausländischer Partner, darunter Indien und die Türkei, Gespräche über die Einrichtung von Zahlungsmechanismen in den jeweiligen Landeswährungen geführt, um den US-Dollar und den Euro zu umgehen, deren Zuverlässigkeit nun gefährdet ist.

Peskow sagte, diese Schritte seien nur der Anfang eines umfassenderen Wandels. Zwar wechsele Russland vorerst nur das Zahlungsverfahren für seine Erdgasexporte und nur mit Ländern, die als "unfreundlich" gelten, doch schaffe der Schritt selbst einen Präzedenzfall, der in anderen Sektoren und mit anderen Partnern Nachahmung finden könne.

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