"Für Deutschland sieht der konjunkturelle Ausblick sehr trübe aus", sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, der dpa. Und auch "die Corona-Lockerungen bescheren der Konjunktur in diesem Frühjahr nicht den erhofften Wachstumsbonus".
Wegen der großen Unsicherheit und neuer Lieferengpässe, die die Produktion behindern, verzichtete der BDI auf eine aktuelle Konjunkturprognose. Wirtschaftsforschungsinstitute hatten ihre Prognosen jüngst deutlich gesenkt. Bei einer Verschärfung des Konflikts und im Falle eines Lieferstopps russischer Energieimporte könnte Europas größter Volkswirtschaft nach Einschätzung der Wirtschaftsweisen ein Konjunktureinbruch drohen.
Absehbar ist nach Einschätzung des BDI, dass die Folgen des Krieges das weltwirtschaftliche Wachstum und die Konjunkturerholung im Euroraum bremsen werden. Der deutsche Exportmotor dürfte wegen weltweiter Wachstumseinbußen und Sanktionen ins Stottern geraten. Die Investitionen der deutschen Unternehmen in Maschinen und andere Ausrüstungen dürften 2022 stagnieren.
Im aktuellen BDI-Quartalsbericht heißt es:
"Ob und in welchem Umfang sich die Unsicherheit auch auf die Kaufentscheidungen der privaten Haushalte auswirken wird, ist angesichts mangelnder historischer Erfahrungen offen."
Die stark gestiegenen Energiepreise, die die Inflation insgesamt anheizen, verursachen allerdings erhebliche Kaufkraftverluste. Die privaten Konsumausgaben werden dem BDI zufolge in diesem Jahr nur geringfügig zulegen. Eine höhere Inflation schwächt die Kaufkraft von Verbrauchern, weil sie sich für einen Euro dann weniger kaufen können als zuvor.
Russwurm forderte:
"Die Ampelkoalition muss jetzt die wirtschaftliche Stärke Deutschlands und seiner Unternehmen bewahren und an schnell wirksamen, zielgenauen und befristeten Maßnahmen arbeiten, um die Krise abzufedern."
Die Bundesregierung sollte zum Beispiel zeitlich begrenzt Unterstützung für Unternehmen bereitstellen, "die wegen der Energiepreise unverschuldet in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sind".
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(rt/dpa)