Litauen hat am Sonnabend bekannt gegeben, seit Anfang April 2022 ganz auf russische Gaslieferungen verzichten zu können und rühmt sich, damit "das erste europäische Land ganz ohne russisches Gas" zu sein.
Dies geht nach Angaben des Energieministeriums in Vilnius aus Daten des Betreibers der litauischen Gasfernleitungsnetze, Amber Grid, hervor. Diesen zufolge betrugen die russischen Gaseinfuhren für den litauischen Bedarf über die litauisch-weißrussische Verbindungsleitung am 2. April 2022 0 MWh.
Der gesamte Gasbedarf Litauens soll künftig über das Flüssigerdgas-Terminal Klaipėda abgedeckt werden. Aus den offiziell veröffentlichten Fahrplänen des LNG-Terminalbetreibers Klaipėdos Nafta geht hervor, dass jeden Monat drei große Flüssiggas-Ladungen das Terminal erreichen werden, was für alle litauischen Kunden ausreichend sein dürfte. Bei Bedarf kann zusätzliches Gas über die Gasverbindungsleitung mit Lettland und ab dem 1. Mai über die Gasverbindungsleitung mit Polen nach Litauen geliefert werden.
Für Energieminister Dainius Kreivys ist dies ein Wendepunkt in der Geschichte der Energieunabhängigkeit Litauens:
"Wir sind das erste EU-Land unter den Gazprom-Lieferländern, das sich die Unabhängigkeit von russischen Gaslieferungen gesichert hat, was das Ergebnis einer langjährigen konsequenten Energiepolitik und rechtzeitiger infrastruktureller Entscheidungen ist."
Für den Bedarf des Kaliningrader Gebiets wird weiterhin Gas im Transit durch Litauen transportiert, allerdings unter einer anderen technischen Regelung als üblich, die sicherstellt, dass nur die für den Transit benötigte Gasmenge transportiert wird.
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