USA: Kündigungswelle erreicht Rekordhöhen

Die Zahl der US-Amerikaner, die ihren Arbeitsplatz freiwillig aufgeben, ist mit mehr als zehn Millionen offenen Stellen auf ein Rekordhoch gestiegen. Dies deutet auf einen angespannten Arbeitsmarkt hin, der dazu beitragen könnte, die Inflation hochzuhalten, da die Unternehmen die Löhne erhöhen, um Arbeitnehmer anzulocken.

Die US-Amerikaner haben im August in rekordverdächtigem Tempo ihre Arbeitsstellen gekündigt. Wie die US-Regierung Mitte des Monats mitteilte, reichten fast drei Prozent ihre Kündigung ein. Die Zahl der Kündigungen stieg im August auf 4,3 Millionen, das sind 242.000 mehr als im Juli. Die Kündigungsrate stieg auf einen neuen Höchststand von 2,9 Prozent. Im Vergleich dazu haben die Arbeitgeber im August 1,3 Millionen Arbeitnehmer entlassen.

Das US-Arbeitsministerium teilte mit, dass der Anstieg der Entlassungen der höchste sei, der seit Dezember 2000 verzeichnet wurde. Auch die Zahl der Neueinstellungen verlangsamte sich dem Bericht zufolge im August. Die Zahl der offenen Stellen sank auf 10,4 Millionen, nachdem sie im Vormonat ein Rekordhoch von 11,1 Millionen erreicht hatte.

"Der Mangel an Arbeitskräften verschärft die Versorgungsengpässe im ganzen Land, die das Feuer der Inflation anfachen", sagte Christopher Rupkey, Chefvolkswirt bei FWDBONDS in New York. Er fügte hinzu: "Es gibt in jedem Schaufenster auf der Main Street Plakate, auf denen nach Arbeitskräften gesucht wird."

Die Zahl der Kündigungen stieg im August um etwa 242.000 und erreichte damit einen Rekordstand von 4,3 Millionen. Im Beherbergungs- und Gaststättengewerbe kündigten 157.000 Menschen, während 26.000 im Großhandel ihren Job abgaben. Im staatlichen und kommunalen Bildungswesen gab es 25.000 Abgänge.

Arbeitsplätze werden offiziell nur dann geschaffen, wenn jemand eingestellt wird. Die Wirtschaft hat im September nur 194.000 neue Arbeitsplätze geschaffen. Das ist der geringste monatliche Zuwachs in diesem Jahr.

Der US-Arbeitsmarkt ist immer noch rund fünf Millionen Stellen davon entfernt, die 22 Millionen Stellen, die durch die erste Welle von COVID-Schließungen im letzten Jahr verloren gingen, wieder auszugleichen. Laut einer Umfrage der National Federation of Independent Business gaben jedoch 51 Prozent der Kleinunternehmer an, dass sie im September offene Stellen nicht besetzen konnten.

Um Arbeitnehmer von der Seitenlinie zu locken, haben die Unternehmen Anreize wie Antrittsprämien und Lohnerhöhungen angeboten. Etwa 42 Prozent der Kleinunternehmer gaben an, dass sie im letzten Monat die Gehälter erhöht haben. Das ist ein Plus von einem Punkt gegenüber August und ein Rekordhoch seit 48 Jahren.

Die Angst vor dem Virus, ein Mangel an Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Sparkonten voller US-Dollar aus dem Konjunkturprogramm wurden als mögliche Faktoren genannt, die Arbeitnehmer an der Seitenlinie halten.

Doch der Arbeitsmarkt, der zweifellos ein Arbeitsmarkt der Arbeitnehmer ist, hat mit einigen möglichen Gegenwinden zu kämpfen.

Die Arbeitslosenunterstützung der US-Bundesregierung lief Anfang September aus – eine Woche bevor die monatlichen Arbeitsmarktdaten vom US-Arbeitsministerium zusammengestellt wurden, sodass sich die Auswirkungen dieser Lücke im sozialen Sicherheitsnetz wahrscheinlich noch nicht in den Daten niedergeschlagen haben.

Auch das vom Konferenzausschuss (Conference Board) ermittelte Verbrauchervertrauen, das die aktuelle wirtschaftliche Lage und die Zukunftserwartungen der Menschen misst, ging im September zurück, nachdem es im August stark gesunken war.

Mehr zum Thema"Hollahi-hollaho" – ARD-aktuell sieht Armut und Zukunftsangst nur in Russland und China