Berichte: VW-Chef bringt Abbau von 30.000 Stellen ins Gespräch

Laut Konzernquellen soll der Vorstandsvorsitzende Diess vor einer tiefen Krise beim VW-Konzern gewarnt haben, sollte der nötige Umbau zum Erhalt der Konkurrenzfähigkeit im globalen Wettbewerb nicht gelingen. Auch eine Verlängerung der Lieferkrise bei Elektronik-Chips könnte negative Auswirkungen haben.

Der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess hat vor einem massiven Stellenabbau in seinem Konzern gewarnt, wie das Handelsblatt berichtete. Das soll der Konzernchef auf der Aufsichtsratssitzung Ende September erklärt haben. Die Kosten beim Wettbewerb mit Konkurrenten würden nicht stimmen.

Einen ähnlichen Fall habe er bereits einmal in seiner Karriere, während eines Aufenthalts in Großbritannien als BMW-Manager am Standort Birmingham, erlebt. Dort hätten das Management und die Gewerkschaften Fehler gemacht. Der Ort sei daher von der "automobilen Landkarte" verschwunden.

Diess versicherte, dass er alles tun werde, um ein solches Szenario zu verhindern. Dafür habe er bereits verschiedene Szenarien überprüfen lassen. Der Stellenabbau könnte bis zu jeden vierten VW-Beschäftigten treffen – das wären bis zu 30.000 Stellen.

Der Vortrag des VW-Chefs habe einen Eklat im Aufsichtsrat ausgelöst, der den Spitzenmanager aufforderte, ähnliche Szenarien mit solchen umfangreichen Stellenabbauplänen zirkulieren zu lassen.

Auch die Nachrichtenagentur dpa berichtet unter Berufung auf Konzernkreise über den Vorfall. Diess soll ein Szenario vorgetragen haben, was passieren könnte, falls etwa die Lieferkrise bei Elektronik-Chips länger anhalten sollte oder man die Terminierung wichtiger Zukunftsprojekte von VW überdenken müsse.

Europas größter Autohersteller hat an seinem Hauptsitz zurzeit einen erheblichen Leerlauf. Mehrfach musste Kurzarbeit für Zehntausende Beschäftigte verlängert werden, weil hier – wie bei anderen Anbietern – Halbleiter fehlen. Auch unabhängig von den akuten Engpässen gibt es in Teilen der Belegschaft Sorgen um eine ausreichende Werkbelegung in den kommenden Jahren. Der Betriebsrat forderte unter anderem schon, neben dem ab 2025/2026 geplanten Projekt "Trinity" mindestens ein weiteres Elektromodell in der Konzernzentrale anzusiedeln.

Die Betriebsratschefin Daniela Cavallo erklärte:

"Die schwierige Lage im Werk Wolfsburg bildet einen klaren Schwerpunkt der laufenden Beratungen für die diesjährige Planungsrunde."

Bis Mitte November sollen konkrete Entscheidungen zu Modellen und Standorten im globalen VW-Produktionsnetz fallen. Beim jüngsten Treffen der Aufseher soll es laut dem Bericht erneut zu Irritationen zwischen Diess und Mitgliedern des Gremiums gekommen sein.

Grundsätzlich haben Belegschaftsvertretung und Firmenleitung in dem Punkt dasselbe Ziel: Möglichst bald sollen weitere E-Modelle folgen, auch angesichts der steigenden Konkurrenz durch den US-Rivalen Tesla mit dessen neuem Werk in Grünheide bei Berlin. Einen offenen Konflikt wie Mitte 2020, als Diess heftig mit dem damaligen Betriebsratschef Bernd Osterloh aneinandergeraten war, habe es aber zuletzt nicht gegeben, hieß es aus dem Umfeld mehrerer Beteiligter.

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(dpa/rt)