Die Weltbank hob in ihrer jüngsten Analyse zur wirtschaftlichen Lage in der Volksrepublik China das wirtschaftliche Wachstum auf 8,5 Prozent an. Für kommendes Jahr rechnet sie dauerhaft mit einem Wachstum von 5,4 Prozent.
Mit der Schließung von Werken ab Ende Januar bis Anfang März 2020 in China und dann ab Ende März 2020 in Europa wurden teils langjährige Lieferketten abrupt unterbrochen. In Europa dringend benötigte Teile fehlten und sorgten zusammen mit dem unterbrochenen Handelsweg durch den Sueskanal und den am Perlfluss an den großen Häfen Südchinas nicht gelöschten Containerschiffen für Ausfälle in China und Europa. Steigende Transportkosten, Mangel an Transportkapazitäten, gestiegene Preise für Rohstoffe wie Stahl, Holz, Ölderivate, erzeugen zusätzlich Druck auf die Produktionsstätten weltweit
Durch einen Ausbruch des Coronavirus in der Provinz Guangdong verursachten strenge COVID-19-Maßnahmen zu Rückstaus in vier großen Häfen. Zahlungen für bereits verschickte, aber nicht angekommene Ware fielen aus. Die Investmentplattform China-Deutschland ermahnte Zulieferer, sie sollten "selbstbewusst Zugeständnisse verlangen, etwa Zahlungsziele von 60 auf 30 Tage zu senken, damit die eigene Liquidität gestärkt wird."
Insbesondere zwischen Europa und China wird die Neue Seidenstraße die Lieferzeiten in Zukunft verkürzen. Gleichzeitig dürften vereinzelte Produkte und Komponenten wieder stärker in Europa hergestellt werden, wie eine Umfrage der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Fertigung unter 250 deutschen Unternehmenslenkern und Supply-Chain-Experten zu zwei Dritteln positiv ergab.
Eine Zweifachzulassung für die deutschen und chinesischen Werke könnte die Lieferketten besser sichern, zumal zahlreiche mittelständische Automobilzulieferer bereits Werke in Asien betreiben. Hier ließen sich Synergieeffekte erzielen, Metallteile oder Produktionszeichnungen vereinheitlichen. Im Notfall könne man chinesische Produkte aus diesen Werken nach Europa liefern und umgekehrt, so die deutsch-chinesischen Handelsexperten.
Aufgrund der schnellen wirtschaftlichen Erholung in China produzieren die meisten Werke dort wieder die gleichen Mengen wie vor der Krise und sind wieder in den schwarzen Zahlen.
Bei europäischen Zulieferern hingegen können die Verluste und damit der Geldbedarf corona-bedingt steigen. Bei vielen mittelständischen Unternehmen ist das Eigenkapital auf eine kritische Marke geschrumpft. KfW-Kredite und Landesbürgschaften können hier eine erste Hilfe geben.
Eigenkapitalähnliche Mittel wie z. B. vom Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) eignen sich für die infrage kommenden Unternehmen ebenfalls hervorragend. Damit hat man auch die Lufthansa stabilisiert. Die klassische Bankenfinanzierung hingegen dürfte beim Aufbau neuer Lieferketten weiter zurückgehen, denn die Bankenregularien machen Finanzierungsentscheidungen überaus langwierig.
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