Nach Angaben des russischen Finanzministeriums verkaufte Russland im Mai fünf Milliarden US-Dollar aus seinem Ölfonds als Teil der Bemühungen, die Abhängigkeit des Landes von der Weltreservewährung zu reduzieren, um das Land weniger anfällig für westliche Sanktionen zu machen.
Der russische Nationale Wohlfahrtsfonds (der Ersparnisse aus Russlands Öleinnahmen aufbewahrt) konvertierte nach eigenen Angaben vier Milliarden US-Dollar in chinesische Yuan und eine Milliarde US-Dollar in Euro. Das Ministerium erklärte letzte Woche, dass es alle US-Dollar-Bestände aus dem Fonds eliminieren werde, wodurch 35 Milliarden US-Dollar-Bestände übrig bleiben, die noch liquidiert werden müssen.
Bezüglich der US-Dollar-Liquidierung sagte Iwan Tschakarow, ein Ökonom bei der Citigroup in Moskau, der US-Finanznachrichtenseite Bloomberg:
"Dies könnte von dem Wunsch gesteuert worden sein, einen Public-Relations-Effekt kurz vor dem bevorstehenden Biden-Putin-Gipfel zu erzielen. Es könnte aber auch ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer wahren Umstrukturierung der Währungsreserven sein, die, wenn sie stattfindet, auf dem Markt erfolgen muss."
Russlands Präsident Wladimir Putin erklärte kürzlich auf dem Sankt Petersburger Wirtschaftsforum, dass Moskau zwar nicht komplett auf den Dollar verzichten wolle, die Sanktionen das Land aber gezwungen hätten, nach alternativen Zahlungsmitteln zu suchen.
Die Entdollarisierung ist seit vielen Jahren die langfristige Politik Russlands, wobei der Schwerpunkt darauf liegt, sich weniger auf die beliebteste Reservewährung der Welt zu verlassen. Im letzten Jahr wurde bekannt, dass der Anteil des US-Dollars am Handel zwischen Peking und Moskau im ersten Quartal 2020 erstmals unter 50 Prozent gefallen ist. Nur vier Jahre zuvor machte dieser Wert noch über 90 Prozent der bilateralen Währungsabrechnungen aus.
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