Die Abteilung für Investmentbanking der Bank of America (BofA) hat ihre bisherige Prognose über das Tempo, mit dem Indien Japan als drittgrößte Volkswirtschaft der Welt überholen wird, herabgestuft.
Laut dem jüngsten Bericht von BofA Securities wird Indien weitere zehn Jahre brauchen, um Japan vom dritten Platz zu verdrängen. Zuvor war die Agentur davon ausgegangen, dass dies drei Jahre früher im Jahr 2028 geschehen würde.
Die Herabstufung erfolgte Berichten zufolge als Ergebnis der Schockwelle, die die COVID-19-Pandemie durch die Weltwirtschaft geschickt hat, welche die Nationen auf der ganzen Welt stark beeinflusst und regionale Volkswirtschaften in ihrer Entwicklung behindert. Indranil Sen Gupta und Aastha Gudwani, Ökonomen bei BofA Securities, stellen in dem Bericht klar:
"Wir erwarten nun, dass Indien aufgrund des COVID-19-Schocks nicht im Jahr 2028, sondern im Geschäftsjahr 2031/2032 zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen wird."
Die Analysten fügten hinzu, dass die südasiatische Nation voraussichtlich im Jahr 2031 das nominale BIP Japans in US-Dollar erreichen wird, vorausgesetzt, es gibt ein jährliches Wachstum von neun Prozent. Unter der Annahme eines realen BIP-Wachstums von etwa sechs Prozent, einer durchschnittlichen Inflationsrate von fünf Prozent und einer zweiprozentigen Abwertung. Wenn Indiens Wirtschaft es schafft, um zehn Prozent zu wachsen, kann sie Berichten zufolge Japan bis 2030 übertreffen.
Längere Lockdowns aufgrund der COVID-19-Pandemie führten in Indien zu einer schweren Wirtschaftskrise, die Millionen von Menschen arbeitslos machte, viele von ihnen dauerhaft. Die Wirtschaft des Landes hat sich erholt, es wird jedoch erwartet, dass die Nation einen dauerhaften Verlust von etwa zehn Prozent ihrer Produktion im Vergleich zur vorpandemischen Zeit erleiden wird.
Laut BofA Securities verstärken sich nach wie vor die strukturellen Triebkräfte des Wirtschaftswachstums wie die Verbesserung der finanziellen Attraktivität, die Entstehung und Stärkung neuer Märkte aufgrund steigender Einkommen und der bevorstehenden demografischen Diversifizierung.
Der Bericht sagt auch, dass die Menge an qualifizierten Arbeitskräften in Indien wachsen und Einkommensverluste sich wahrscheinlich umkehren werden, sobald eine wirtschaftliche Stabilität erreicht ist. Dies wird teilweise durch die steigende Beschäftigung im Dienstleistungssektor vorangetrieben. Die Kreditquote des Landes, die als Indikator für die finanzielle Attraktivität gilt, wird in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich steigen, da die aufstrebenden Massenmärkte die Preise für Waren drücken.
Die Indische Zentralbank (RBI) hat die Devisenreserven des Landes aufgestockt, was zur Stabilisierung der indischen Rupie beitragen und eine starke Abwertung der Währung bei möglichen globalen Schocks verhindern soll. Darüber hinaus könnte die Regulierungsbehörde größere Portfoliozuflüsse verzeichnen und dürfte die Kreditkosten für indische Unternehmen senken, so der Bericht. Darin heißt es weiter:
"Eine anhaltende Lockerung durch die RBI führt darüber hinaus endlich zu einer Senkung der realen Kreditzinsen, die seit 2016 eine Wachstumsbremse darstellen. Wir sehen Finanzwerte weiterhin als Hauptnutznießer der indischen Wachstumsstory."
Indien hat eine ehrgeizige Impfkampagne gestartet, in deren Rahmen rund 300 Millionen Menschen geimpft werden sollen. Der jüngste Anstieg der COVID-19-Fälle im Land hat jedoch die Besorgnis über eine zweite Infektionswelle verstärkt.
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