Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die sogenannten "Wirtschaftsweisen", kommt zu einem gemischten Urteil für das laufende Jahr. Die Industrie erhole sich zwar nach den Einbrüchen des Jahren 2020. Das hänge auch damit zusammen, dass die wirtschaftliche Aktivität in den USA und in China aufwärts gehe. Die paradoxe Situation: Die höheren Infektionszahlen und verschärfte Eindämmungsmaßnahmen gehen im Vergleich zur ersten Infektionswelle im Frühjahr 2020 mit weit geringeren gesamtwirtschaftlichen Verlusten einher. Es ist bislang weder zu massiven Störungen der internationalen Lieferketten noch zu umfangreichen Grenzschließungen gekommen.
Zum Jahresende 2020 wuchs die Wirtschaftsleistung in Deutschland noch geringfügig. Für das erste Quartal 2021 ist aber mit einem Rückgang um zwei Prozent zu rechnen. Im Zuge der Eindämmung der Pandemie und gradueller Lockerungen dürfte sich die wirtschaftliche Erholung in den kommenden Monaten wieder fortsetzen. Für das laufende Jahr sehen die Wirtschaftsweisen ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts um 3,1 Prozent.
Internet profitiert von Schließung des Einzelhandels
Anders sieht es für die sogenannten personennahen Dienstleistungen aus. Hier ist die Lage seit dem Winter sehr angespannt. Seit Anfang November ist der Großteil des Gastgewerbes und des Wirtschaftsbereichs Kunst, Unterhaltung und Erholung geschlossen. Im Einzelhandel sanken die realen Umsätze voraussichtlich um 4,5 Prozent im Januar 2021 gegenüber Dezember 2020 (Statistisches Bundesamt, 2021b). Die Umsätze im Versand- und Internethandel stiegen hingegen im Januar um 4,3 Prozent.
"Sobald es gelingt, das Infektionsgeschehen effektiv zu begrenzen und größere Anteile der Bevölkerung zu impfen, dürften sich die von den Kontaktbeschränkungen oder Schließungen stark betroffenen Dienstleistungsbereiche wie das Gastgewerbe oder der stationäre Einzelhandel wieder beleben. Dies dürfte zu einem kräftigeren Wachstum beitragen", erklärt Achim Truger, Mitglied des Sachverständigenrates.
"Damit Deutschland das EU-Ziel, 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu impfen, bis Ende September 2021 erreicht, muss die aktuelle Anzahl der täglichen Impfungen in den Impfzentren um 50 Prozent gesteigert werden. Darüber hinaus sollten dafür Haus- und Fachärzte in den Impfprozess einbezogen werden", sagt Veronika Grimm, Mitglied des Sachverständigenrates.