Verbraucherpreise ziehen an – Experten erwarten Inflation von deutlich über zwei Prozent

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Inflationsrate in der Corona-Krise deutlich steigt. Wirtschaftsexperten halten eine Teuerungsrate von über drei Prozent bis Jahresende für möglich, in den nächsten Jahren könnte sie "auch mal auf drei bis vier Prozent steigen".

Anfang des Jahres zeichnete sich ab, was viele bereits befürchtet hatten: Die Inflationsrate steigt. Im Januar lagen die Verbraucherpreise im Schnitt 1,0 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Im Dezember hatte die Inflationsrate laut Statistischem Bundesamt in Wiesbaden noch bei minus 0,3 Prozent gelegen. Neben dem Ende der Mehrwertsteuersenkung wirken sich nach Angaben der Statistiker auch die zu Jahresbeginn eingeführte CO²-Abgabe von 25 Euro je ausgestoßener Tonne Kohlenstoffdioxid (CO²) auf die Preise aus.

Doch bereits jetzt gibt es deutliche Anzeichen, dass das Ende der Preissteigerungen noch lange nicht erreicht ist: Der Wirtschaftsweise Volker Wieland erklärte dem Handelsblatt, dass bis zum Ende des Jahres eine Inflationsrate von bis zu drei Prozent möglich sei. Aber auch nach dem Ende der Krise könnten die Preise auf einem langfristig höheren Niveau bleiben:

"Auch die mittelfristigen Inflationsrisiken sind gestiegen. So könnte die Inflationsrate in den nächsten fünf Jahren auch mal auf drei bis vier Prozent steigen."

Auch der ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski schrieb einen Warnhinweis an Kunden seiner Bank, in dem es hieß:

"Aufpassen, das Monster Inflation kehrt zurück."

Die Einschätzung von Bundesbankpräsident Jens Weidmann reiht sich ebenfalls in Einschätzungen der Ökonomen ein. Weidmann gab erst kürzlich bekannt:

"Aus heutiger Sicht dürfte die Inflationsrate gemäß dem Harmonisierten Verbraucherpreisindex in Deutschland zum Jahresende hin über drei Prozent liegen."

Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Inflationstendenzen durch staatliche Konjunkturpakete in nie da gewesen Dimensionen befeuert werden könnten: In der EU will man die Märkte mit 750 Milliarden Euro aus dem EU-Wiederaufbaufonds wieder ankurbeln. In den USA soll der Kongress zum selben Zweck sogar 1,9 Billionen Dollar lockermachen.

Der amerikanische Ökonom Lawrence Summers zeigte sich diesbezüglich besorgt und warnte in einem Artikel in der Washington Post davor, dass das neue Konjunkturprogramm der Biden-Regierung einen "Inflationsdruck auslösen könne, wie wir ihn in der Geschichte noch nicht gesehen haben". Die Notenbanken werden ihre lockere Geldpolitik aber vermutlich nicht so schnell beenden, um den mutmaßlichen "Aufschwung" nach der Corona-Krise nicht zu gefährden.

Während der Krise haben viele Menschen zudem eher Geld gespart und wenige Investitionen getätigt. Wenn die Corona-Krise erst einmal vorbei ist, dürften viele Menschen geplante Anschaffungen nachholen, vermehrt einkaufen und auch wieder verreisen. Auch dieser Nachfrageschub dürfte die Preise kurzfristig steigen lassen.

Ein deutliches Zeichen für die kommende Teuerungswelle sind Ökonomen zufolge auch die explodierenden Preise von Transportcontainern: Bedingt durch die Corona-Krise arbeiten die Häfen viel langsamer als sonst, da sie in der Krise Frachtkapazitäten abgebaut hatten. Mittlerweile ist das Geschäft der Fracht-Reedereien wieder angelaufen, doch die Container-Knappheit spiegelt sich nun in den Preisen wider: Ein Standard-Container von Asien nach Nordeuropa kostet nun 9.000 statt 2.000 Euro, in Einzelfällen sogar bis zu 12.000 Euro. Auch in anderen Bereichen der Wirtschaft könnte eine höhere Nachfrage auf eine Güterknappheit treffen und so die Verbraucherpreise steigern.

Es gibt auch weitere Hinweise, die unter Wirtschaftsexperten als Anzeichen für eine steigende Inflation gelten: Die Preise für Hightech-Komponenten wie Halbleiter, aber auch für Agrarprodukte sind stark gestiegen, auch bei Metallen wie Kupfer sind die Preise um 30 Prozent auf ein mehrjähriges Hoch geklettert. Selbst für Schrott wird mittlerweile mehr Geld bezahlt: Zu Beginn des Jahres boten Stahlwerke bis zu 1.000 Euro zusätzlich pro Tonne.

An den Finanzmärkten zeigt sich ebenfalls, dass die Lage angespannt ist. Aus Furcht vor der Inflation wenden sich Investoren von renditeschwachen Staatsanleihen ab, und selbst Vermögensverwalter wie Blackrock beschäftigen sich nun mit Kryptowährungen, wie Rick Rieder, ein Manager des Unternehmens, im Interview mit dem US-Fernsehsender NBC erklärte. Man sei auf der Suche nach "Anlagen, die auch im Fall wachsender Inflation im Wert steigen können".

Mehr zum Thema -Die Geld- und Schuldenblase: "Es wird kein Zurück zu den Jahren vor 2020 geben"