US-Innenminister David Bernhardt legte am Montag einen Plan vor, dem zufolge in bis zu acht Prozent des Arctic National Wildlife Refuge ANWR im Nordosten Alaskas Bohrungen zugelassen werden sollen. Damit sollen Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen werden und werde "ein neues Kapitel der amerikanischen Unabhängigkeit im Energiebereich" markiert, sagte Bernhardt. Erste Bohrrechte könnten zum Jahresende versteigert werden, vier Jahre früher als noch in einem im Jahr 2017 verabschiedeten Gesetz vorgesehen. Die Ölförderung im ANWR könnte in etwa acht Jahren beginnen, so Bernhardt.
Das 7,7 Millionen Hektar große Schutzgebiet ist die Heimat von Wildtierpopulationen und seit Jahrzehnten für Bohrungen gesperrt. In den vergangenen Monaten haben mehrere große US-Banken erklärt, dass sie keine Öl- und Gasprojekte in der arktischen Region finanzieren werden.
Die Beschleunigung der Ölförderung im ANWR scheint wirtschaftlich geringe strategische Bedeutung zu haben, angesichts einer Zeit, in der die Ölindustrie die Kosten drastisch senken muss, um den diesjährigen Ölpreissturz zu verkraften. Andererseits könnte sie für den US-Präsidenten Donald Trump politische Relevanz haben, weil sie einen wesentlichen Unterschied zwischen ihm und dem Demokraten Joe Biden unterstreichen würde. Biden hatte die Einstellung aller Öl- und Erdgasbohrungen in den USA gefordert.
Nach der Verkündung der Pläne des Innenministeriums hat die Umweltgruppe Earthjustice umgehend versprochen, die Entscheidung der Behörde vor Gericht anzufechten.
Ölförderungen in Alaska sind in den letzten drei Jahrzehnten zurückgegangen. Nach Angaben des US-Energieministeriums produziert der Bundesstaat derzeit etwa 500.000 Barrel Rohöl täglich, verglichen mit noch über zwei Millionen Barrel pro Tag im Jahr 1988.
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