Laut Richard Yu Chengdong, dem Leiter der Endkundensparte von Huawei, wird das Gerät Mate40 das letzte Smartphone mit eigenem Highend-Prozessor sein. Es soll im September auf den Markt kommen. Auf einem Technologie-Gipfel am Freitag erklärte er:
Unser Mobilfunkgeschäft hat es schwer, da die Lieferung von Chips schwierig ist und Huawei keine Lagerbestände mehr hat.
Nach dem 15. September werden wir weder Chipsätze für unsere Flaggschiffe noch Chips mit KI-Verarbeitungsfunktionen herstellen können – das ist ein großer Verlust für uns.
Die hoch entwickelten Chipsätze wurden von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), einem der weltweit größten Halbleiterproduzenten, hergestellt. Der Lieferant nimmt seit Mai keine Bestellungen von Huawei mehr entgegen, da er dem Druck der US-Sanktionen nachgab.
Huawei steht im Handelskrieg zwischen Washington und Peking seit langem im Fadenkreuz der USA. Im vergangenen Jahr wurde der chinesische Hersteller von Telekommunikationsausrüstung, der von den USA als Sicherheitsbedrohung bezeichnet wird, auf die berüchtigte sogenannte Entity List gesetzt. Diese verbietet es US-amerikanischen Unternehmen, ohne Sondergenehmigung mit der chinesischen Firma Handel zu betreiben.
Die US-Sanktionen werden sich in diesem Jahr auf die Leistung des gesamten Unternehmens auswirken. Yu prognostiziert, dass die Lieferungen von Smartphones im Jahr 2020 unter 240 Millionen Einheiten liegen werden – weniger als im Jahr 2019. Laut den Ergebnissen des Vorquartals überholte Huawei zum ersten Mal seinen Konkurrenten Samsung und stieg zum weltweit größten Mobiltelefonhersteller auf. Der Leiter von Huaweis Endkundensparte fügte hinzu:
Wären die US-Beschränkungen nicht gewesen, hätte Huawei Samsung im vergangenen Jahr bei den Handy-Verkäufen übertroffen.
Während die US-Regierung zuvor bestimmten US-Firmen Sondergenehmigungen für den Handel mit Huawei erteilt hatte, verstärkte sie im Mai den Druck auf das Unternehmen. Das US-Handelsministerium führte eine neue Strafmaßnahme ein, wonach von allen ausländischen Herstellern, die US-Chipherstellungsausrüstungen verwenden, eine Lizenz verlangt wird, bevor sie Chips an Huawei verkaufen dürfen. Somit wurde das Unternehmen seiner fortschrittlichsten hauseigenen Chipsätze beraubt.
Anfang dieses Jahres berichteten chinesische Staatsmedien, dass Peking Vergeltungsmaßnahmen für das harte Vorgehen Washingtons gegen seine Unternehmen ergreifen könnte. Berichten zufolge könnte die chinesische Regierung möglicherweise US-amerikanische Firmen wie Apple und Boeing ins Visier nehmen, die vom chinesischen Markt enorm profitieren.
Bevor die jüngsten US-Sanktionen gegen Huawei angekündigt wurden, erklärte der Technikgigant, er könne auf andere Hersteller wie Samsung ausweichen. Er achtete auch auf die inländische Chipproduktion mit Semiconductor Manufacturing International Co., Chinas wichtigstem Vertragspartner im Bereich der Chipherstellung auf dem chinesischen Festland. Das Unternehmen liegt jedoch mit seinen weniger fortschrittliche Prozessoren hinter seinem Rivalen aus Taiwan zurück.
Mehr zum Thema - 5G-Krieg: Nokia und Ericsson drohen chinesische Sanktionen wegen EU-Verbot von Huawei