Von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen, dass dieses Jahr bereits vier chinesische Unternehmen ihren Rückzug von den US-Börsen angekündigt haben. Diese Transaktionen haben einen Gesamtwert von 8,1 Milliarden US-Dollar und stellen gleichzeitig das höchste Jahresvolumen seit 2015 dar, als solche Übernahmen im Wert von 29,8 Milliarden US-Dollar bekannt wurden.
Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, zu dem US-Präsident Donald Trump erwägt, mehr Druck auf chinesische Unternehmen auszuüben. So bereitet die elektronische US-Börse Nasdaq derzeit neue Regeln vor, die einen Börsengang (IPO) für einige Unternehmen schwieriger gestalten wird. Trump beschuldigte China, von den US-Kapitalmärkten zu profitieren, "ohne sich an kritische Schutzbestimmungen zu halten". Er forderte die Regulierungsbehörden auf, innerhalb der nächsten 60 Tage Wege zu finden, um die Prüfung von in den USA börsennotierten chinesischen Unternehmen zu verschärfen.
Der Nasdaq Golden Dragon China Index, der in den Vereinigten Staaten gelistete chinesische Unternehmen abbildet, stieg am Dienstag in New York um über ein Prozent. Christopher Ma, Berater bei der Anwaltskanzlei Simmons & Simmons in Hongkong, sagte gegenüber Bloomberg:
Die beschleunigte Zugkraft chinesischer Unternehmen, die in den USA börsennotiert sind und sich von der Börse zurückziehen wollen, steht im Zusammenhang mit der Abwägung der Vor- und Nachteile der Beibehaltung eines US-Börsennotierungsstatus, insbesondere der Gebühren und der rechtlichen Risiken.
Laut Steven Tran, einem in Hongkong ansässigen Partner der Anwaltskanzlei Mayer Brown, hat die Corona-Pandemie einige in den USA börsennotierte chinesische Unternehmen als relativ unterbewertet erscheinen lassen. Er erklärte:
Nehmen Sie die allgemein negative Stimmung in den USA in Bezug auf alles, was mit China zu tun hat, dann haben Sie das perfekte Rezept für eine Zunahme bei den Rückzugstransaktionen an der Börse.
Analysten weisen darauf hin, dass immer mehr in den USA börsennotierte chinesische Firmen alternative Standorte für den Handel von Aktien in Erwägung ziehen, wobei Hongkong bisher das beliebteste Ziel für Zweitnotierungen ist. In China beschleunigt die Wertpapieraufsichtsbehörde eine Umstrukturierung, die Bewerbungsverfahren für Börsengänge rationalisieren könnte. Tran beschreibt die Situation wie folgt:
Nach dem Rückzug von der Börse werden sich diese chinesischen Unternehmen und ihre neuen Eigentümer zweifellos in Richtung Hongkong und Festlandchina orientieren, falls sie eine erneute Börsennotierung in Erwägung ziehen.
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