Die bröckelnde Nachfrage nach Rohöl und der Mangel an Lagerkapazitäten auf dem Ölmarkt richtet erhebliche Schäden an. Zeitgleich nutzt China die rekordtiefen Ölpreise und erhöht seine Ölimporte. Die Corona-Pandemie dämpfte Pekings Nachfrage zunächst erheblich. Im März kaufte China jedoch 9,68 Millionen Barrel pro Tag, was 4,5 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2019 darstellt.
Russland und Saudi-Arabien lieferten im vergangenen Monat mit 7,02 Millionen Tonnen (1,66 Millionen Barrel pro Tag) beziehungsweise 7,21 Millionen Tonnen (1,7 Millionen Barrel pro Tag) fast gleich große Mengen Öl nach China. Die von der chinesischen Allgemeinen Zollverwaltung veröffentlichten Daten zeigen jedoch, dass die Käufe aus Riad um 1,6 Prozent zurückgingen, während die russischen Rohölimporte laut Berechnungen von Reuters um 31 Prozent stiegen.
Der Anstieg der Importe ist darauf zurückzuführen, dass sich die chinesische Wirtschaft langsam wieder normalisiert und die meisten Unternehmen ihren Betrieb nach wochenlanger Quarantäne wieder aufnehmen. China war das erste Land, das Ende vergangenen Jahres von dem tödlichen Virus betroffen war. Seitdem verlagerte sich der Ausbruch von Asien nach Europa und in die USA, die zum neuen pandemiebedingten Krisenherd wurde. Bis Sonntag waren in den USA über 939.000 Menschen infiziert, 53.934 testpositive Menschen starben, so die Daten der Johns-Hopkins-Universität.
Die Pandemie dämpfte die weltweite Nachfrage nach Rohöl, die laut Schätzungen um insgesamt etwa 30 Prozent sinken könnte. Da sowohl Onshore- als auch Offshore-Lagerstätten immer weniger Platz zur Verfügung haben, stürzten die Ölpreise Anfang dieser Woche auf Rekordtiefststände, wobei die WTI-Futures für die Lieferung im Mai in den negativen Bereich fielen. Auch die Preise für die internationale Benchmark Brent fielen auf Mehrjahrestiefststände.
In dem Bestreben, dem Markt zu einer Erholung zu verhelfen, einigten sich die Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) sowie verbündete Produzenten unter Führung Russlands Anfang dieses Monats auf historische Fördermengenkürzungen. Ab Mai müssen die Unterzeichner der sogenannten OPCE+-Vereinbarung die Produktion um 9,7 Millionen Barrel pro Tag kürzen. Viele befürchten jedoch, dass die Kürzungen zu spät kommen und nicht ausreichen, um die Preise zu stabilisieren, da die Nachfrage kurzfristig nicht anziehen wird.
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