Experten: Arbeitslosigkeit in Russland könnte sich pandemiebedingt verdreifachen

Obwohl Russland auf die wirtschaftliche Rezession aufgrund der Corona-Krise gut vorbereitet zu sein scheint, befürchten einige Experten, dass sich die Arbeitslosigkeit im Land verdreifachen könnte. Etwa acht Millionen Bürger könnten vor Jahresende ihren Job verlieren.

Alexei Kudrin, Vorsitzender der Rechnungskammer und ehemaliger russischer Finanzminister, sagte gegenüber der Wirtschaftszeitung RBK, dass acht Millionen Russen bis Ende 2020 ihren Arbeitsplatz verlieren könnten:

Laut Prognosen wird während dieser Krise die Zahl der Arbeitslosen in Russland für einen bestimmten Zeitraum von 2,5 Millionen auf 8 Millionen steigen. Möglicherweise bis Ende des Jahres.

Kudrin fügte hinzu, dass die Arbeitslosenquote nur dann wieder sinken werde, wenn sich die Wirtschaft mit dem Anstieg von Nachfrage und Verbrauch erholt. Einige Branchen in bestimmten Regionen "befinden sich in einer sehr schwierigen Situation", so der Ex-Finanzminister. Er stellte fest, dass die Nachfrage nach bestimmten Dienstleistungen aufgrund der Corona-Krise vollständig verschwunden ist, vor allem in der Gastronomie- und Unterhaltungsbranche sowie im Sportbereich. "Die Unternehmen wissen nicht, wie lange sie so leben müssen. Sie sind gezwungen, einige Mitarbeiter zu entlassen", stellte Kudrin fest. Außerdem seien derzeit viele Arbeitnehmer in unbezahltem Urlaub und könnten, falls die Lage länger andauere, schließlich gekündigt werden.

Am Montagmorgen wies Kremlsprecher Dmitri Peskow solche Bedenken jedoch als hysterisch zurück. Er sagte:

Es besteht kein Grund, zu übertreiben, obwohl man diese Situation aufmerksam verfolgen muss. Die Angst hat große Augen.

In der Zwischenzeit lieferte auch Alexei Sacharow, Gründer des Jobportals superjob.ru, ein erschreckendes Szenario. Er befürchtet, dass die russische Wirtschaft wie im Jahr 1991 zusammenbrechen könnte. Damals hatte rund die Hälfte der Bevölkerung keine Arbeit. Laut seiner Prognose werden bis zu 25 Millionen Bürger arbeitslos sein, wenn die Selbstisolation noch ein bis zwei Monate andauert. "Flughäfen, Fluggesellschaften, Infrastrukturbranchen und Transportunternehmen entlassen jetzt schon ihre Mitarbeiter. Die Lastwagenfahrer stecken fest, die Transporte der russischen Eisenbahnen gehen zurück", sagte Sacharow in einem Interview. Er kritisierte, dass Arbeitslose derzeit keine Chance hätten, einen Job zu finden:

Alles ist erstarrt und man wartet ab, wie sich die Situation entwickelt.

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