Die COVID-19-Krise wird die einst dynamischen Volkswirtschaften Südasiens wahrscheinlich auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten bringen, warnte die Weltbank in ihrem jüngsten Bericht.
Aufgrund der raschen Ausbreitung des Virus und deren beispiellosen Folgen für die Weltwirtschaft ist eine genaue Prognose schwer zu erstellen, so die Weltbank in ihrem Bericht "South Asia Economic Focus". Dieser lieferte erstmals eine Reichweitenprognose anstatt einer Punktprognose.
Es wird erwartet, dass die Verlangsamung in jedem der acht Länder der Region zu beobachten sein wird, wobei das prognostizierte Wachstum in diesem Jahr zwischen 1,8 und 2,8 Prozent liegen soll. Dies ist ein dramatischer Rückgang gegenüber den zuvor prognostizierten 6,3 Prozent. Selbst die Obergrenze der prognostizierten Spanne läge mehr als drei Prozentpunkte unter dem durchschnittlichen Wachstum seit dem Jahr 1980. In dem Weltbank-Bericht heißt es dazu:
Südasien befindet sich in einem perfekten Sturm negativer Auswirkungen. Der Tourismus ist ausgetrocknet, Lieferketten wurden unterbrochen, die Nachfrage nach Bekleidung ist zusammengebrochen und die Stimmung der Verbraucher und Investoren hat sich verschlechtert.
Nach den von der Bank als enttäuschend bezeichneten Wachstumsraten in den vergangenen Jahren wird für das am 1. April begonnene Fiskaljahr ein BIP-Wachstum der Länder zwischen 1,5 und 2,8 Prozent veranschlagt. Während die Prognose davon ausgeht, dass Indien die geringsten Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommt, wird der negative Effekt die Anzeichen einer Erholung, die Ende 2019 zu beobachten waren, noch überbieten.
Auch in anderen Ländern Südasiens wie Nepal, Bhutan und Bangladesch wird mit einem steilen Rückgang des Wirtschaftswachstums gerechnet. Die Malediven werden voraussichtlich am härtesten betroffen sein, da ihre Wirtschaft in diesem Jahr möglicherweise um bis zu 13 Prozent schrumpfen wird. Pakistan, Afghanistan sowie Sri Lanka könnten aufgrund der Pandemie ebenfalls in eine Rezession fallen. Schlimmstenfalls würde die Rezession die gesamte Region einholen.
Die Krise dürfte die Ungleichheit in Südasien verstärken, wobei viele der ärmsten Bevölkerungsschichten einem höheren Risiko bei der Ernährungsunsicherheit ausgesetzt sind. Zwar gibt es bisher noch keine Anzeichen für eine weit verbreitete Nahrungsmittelknappheit, doch warnt die Bank davor, dass sich die Lage durch langwierige Abriegelungen verschlechtern könnte. Hans Timmer, Chefökonom der Weltbank für die Region Südasien, erklärte:
Nachdem sie die unmittelbare COVID-19-Bedrohung angegangen sind, müssen die südasiatischen Länder ihre Staatsschulden durch fiskalische Vorsicht und Schuldenerlassinitiativen tragbar halten.
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