Wildschweine sind in der drittgrößten Stadt Israels Haifa offensichtlich an die Macht gekommen – wenn auch auf undemokratischem Wege. Während die Behörden sich schon seit rund einem Jahr darüber den Kopf zerbrechen, wie die Eberjunta am besten gestürzt werden kann, treiben die Eber weiter ihr Unwesen. Viele der Wildschweine fühlen sich wie zu Hause: Sie machen Schläfchen in Planschbecken, rasen auf Rasenflächen herum, spielen Fußball und schließen sogar Freundschaften mit einheimischen Hunden. Überdies zeigen sich einige Eber äußerst zivilisiert und überqueren vorbildlich die Straße.
Leider zeigen Wildschweine, wenn auch nicht alle, oft ein aggressives Verhalten. So beißen sie Rentnern oftmals in die Beine oder stehlen Schulmädchen ihre Taschen. Man kann zu jeder Tages- und Nachtzeit auf sie stoßen, sogar auf der eigenen Veranda. Erst kürzlich wurde eine Frau durch ein Rudel von Wildschweinen niedergeworfen. Nun geht sie mit einem Stock spazieren, um im Notfall zu versuchen, die Tiere abzuwehren oder zumindest auf den Beinen zu bleiben.
Um die Tiere wieder loszuwerden, führte ein Experte für Wildtiere an der Universität von Haifa ein Experiment mit Urin durch. Dieser sollte – zumindest in der Theorie – die ungebetenen Gäste abschrecken. Nach dem Genuss von Bier urinierte der Professor an verschiedene Bäume, scheiterte jedoch mit seinem Experiment. Ein weiterer Vorschlag war, Löwenkot in Haifa zu verteilen, um die Eber zu vergraulen. Die Einwohner kamen jedoch noch nicht dazu, diese Theorie auf ihre Praxistauglichkeit zu überprüfen.
Warum es in Haifa so viele Wildschweine gibt, bleibt ein Rätsel. Einige geben den Bränden von 2016 die Schuld, die die Wildschweine gezwungen hatten, ihren natürlichen Lebensraum zu verlassen und in die Stadt zu kommen. Andere glauben, dass der Bürgermeister schuld daran ist, da er das Schießen dieser Tiere verboten hatte. Wieder andere argumentieren, dass es die Menschen in Haifa selbst sind und mit ihnen die Menge des produzierten Mülls, der die Wildschweine anzieht. Dann gibt es noch eine vierte Gruppe von Menschen – diejenigen, die die Wildschweine füttern und in Parks oder beim Joggen auf sie stoßen.
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