Novartis richtet den Standort Stein AG neu aus. Bis Ende des Jahres 2027 wird die Produktion von Tabletten, Kapseln und sterilen Arzneimitteln eingestellt. Rund 550 Stellen fallen weg. Der Konzern verweist auf die Notwendigkeit, stärker auf automatisierte und technologisch anspruchsvolle Prozesse zu setzen, um im Hochlohnumfeld konkurrenzfähig zu bleiben.
Die Entscheidung fällt in eine Phase, in der die Schweizer Pharmaindustrie nach den Zollkonflikten mit Präsident Trump ihre globale Positionierung neu auslotet. Unklar bleibt, ob der Abbau in Stein Teil einer schrittweisen Verlagerung von Produktionskapazitäten in die USA ist. Fest steht, dass traditionelle Fertigungslinien an Gewicht verlieren, während spezialisierte, hochautomatisierte Technologien die strategische Ausrichtung der Branche zunehmend bestimmen.
Für Stein bedeutet dies einen tiefen Einschnitt. Novartis kündigt Unterstützungsangebote und einen erweiterten Sozialplan an, die weiteren Schritte liegen im Konsultationsverfahren.
Parallel investiert Novartis 80 Millionen Dollar in den Ausbau der siRNA-Produktion in Schweizerhalle BL, wo bis zum Jahr 2028 etwa 80 neue Stellen entstehen sollen. Der Schritt zeigt den zunehmenden Fokus auf RNA-basierte Technologien und markiert eine Verschiebung hin zu forschungsintensiven Produktionsbereichen.
Gleichzeitig wächst der Konzern in den USA, wo er Milliarden für neue Forschungs- und Produktionsstandorte bereitstellt. Der internationale Wettbewerb macht deutlich, dass Investitionen dorthin fließen, wo regulatorische Bedingungen, Marktnähe und staatliche Anreize eine schnelle Expansion ermöglichen.
Für Stein stellt sich die Frage, wie sich ein Werk, das über Jahrzehnte für klassische Arzneiformen stand, in einer stärker technologiegetriebenen Umgebung neu ausrichten kann. Für den Aargau bedeutet der Stellenabbau einen spürbaren Einschnitt mit Auswirkungen über die Pharmaindustrie hinaus.
Schweizer Firmen investieren 200 Milliarden Dollar in den USA nach Zoll-Deal
Für den Zoll-Deal mit US-Präsident Donald Trump haben sich Schweizer Unternehmen verpflichtet, bis zum Jahr 2028 insgesamt 200 Milliarden Dollar in den Vereinigten Staaten zu investieren. Der Großteil entfällt auf die Pharmakonzerne Roche und Novartis, die bereits Investitionen von 73 Milliarden Dollar angekündigt haben – Roche 50, Novartis 23 Milliarden.
Auch Technik- und Traditionsfirmen tragen bei: ABB plant, 250 Millionen Dollar in US-Standorte zu investieren, Stadler Rail erweitert das Werk in Salt Lake City um 70 Millionen Dollar. KMU und mittelgroße Exportunternehmen, darunter Ricola, Victorinox und Pilatus, sollen weitere Beiträge leisten.
Die Maßnahme ist Teil der Absichtserklärung, nach der die US-Zölle auf Schweizer Produkte künftig von 39 auf 15 Prozent gesenkt werden.
Die Schweiz reagiert erleichtert, betont aber, dass die Investitionen und Strukturmaßnahmen langfristig entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit bleiben.
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