Korruptionsaffäre: Timur Minditsch, Ex-Partner von Selenskij, sucht Zuflucht in der Schweiz

Die Affäre um Timur Minditsch, einst enger Geschäftspartner von Wladimir Selenskij, erreicht die Schweiz. Der mutmaßliche Organisator eines großen Korruptionssystems im ukrainischen Energiesektor soll laut Berichten ein Haus in der Schweiz erwerben wollen. Bundesbehörden und Kantone schweigen beharrlich zu möglichen Anträgen.

Die ukrainische Antikorruptionsbehörde Nabu hat nach ausgedehnten Untersuchungen ein mutmaßlich weitverzweigtes Schmiergeldsystem im Energiesektor offengelegt. Politiker und Unternehmer sollen Lieferanten des staatlichen Atomkonzerns Energoatom systematisch Zahlungen abgepresst haben. Der finanzielle Schaden wird auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt.

Im Zentrum der Ermittlungen steht Timur Minditsch, früher enger Geschäftspartner von Wladimir Selenskij. Geheimdienstliche Codierungen weisen ihn als führenden Organisator der mutmaßlichen Struktur aus. Kurz vor dem Auffliegen der Affäre verließ Minditsch die Ukraine und reiste nach Israel. Beobachter vermuten, dass er rechtzeitig vor drohenden Maßnahmen gewarnt wurde.

Recherchen legen nahe, dass Minditsch zusätzlich einen Rückzugsort in der Schweiz ins Auge fasste. Sein Finanzberater Alexander Zuckerman soll während der laufenden Ermittlungen erwähnt haben, der Geschäftsmann plane den Erwerb eines Hauses in der Schweiz. Demnach seien rund sechs Millionen Franken vorgesehen, die in die Schweiz transferiert werden sollten.

Unklar ist, ob Minditsch während dieser Zeit ein Aufenthalts- oder Investorenverfahren in der Schweiz eingeleitet hat. Weder kantonale Migrationsämter noch Bundesstellen geben Auskunft.

Anfragen zu möglichen Einreisen, Gesuchen oder administrativen Prüfungen werden mit Verweis auf den Schutz persönlicher Daten zurückgewiesen. Selbst die Frage, ob Minditsch in diesem Jahr auf Schweizer Territorium war, bleibt unbeantwortet. Dies berichtet die Weltwoche.

Die Diskretion erstaunt, da Bundesbehörden in anderen Fällen bereitwilliger kommunizierten. So wurde im Fall des syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa zumindest bestätigt, dass dieser nicht in die Schweiz eingereist sei. Bei Minditsch hingegen herrscht vollständige Abschottung.

Diese Zurückhaltung wirft Fragen auf. Die Schweiz engagierte sich in den vergangenen Jahren international für Korruptionsbekämpfung und investierte beträchtliche Mittel in entsprechende Programme. Gleichzeitig könnte ein mutmaßlich zentraler Akteur eines der größten ukrainischen Korruptionsskandale an den Alpenstaat herantreten, ohne dass öffentlich Klarheit über seine Bewegungen oder Absichten besteht.

Bis heute lassen die Behörden entscheidende Fragen unbeantwortet. Ob die Schweiz zum potenziellen Zufluchtsort eines schwer belasteten Geschäftsmanns werden könnte, bleibt damit offen.

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