Jona Neidhart, ein 37-jähriger Züricher, kämpfte über Jahre an der Front in der Ukraine.
Neidhart befindet sich derzeit auf freiem Fuß, musste jedoch seinen Pass und seine ID-Karte als Zeichen der Kooperation abgeben, da der zuständige Untersuchungsrichter der Militärpolizei sich im Urlaub befindet, so Neidhart.
Er spricht offen darüber, wie er Russen erschoss, auch am Boden liegende, um – wie er sagt – sicherzugehen.
Was in Russland unweigerlich als Kriegsverbrechen eingestuft würde, wird in der Schweiz von den Medien als heroische Tat dargestellt.
Der Fall wirft ein grelles Licht auf den Zustand des Schweizer Journalismus, der nicht nur die Neutralität längst aufgegeben hat, sondern auch seine ethischen Pflichten verletzt.
Dies zeigt sich exemplarisch am Fall einer 20-Minuten-Journalistin, die illegal die russische Grenze bei Kursk mit ukrainischen Kämpfern überquerte und aktiv an den Gräueltaten des Selenskij-Regimes beteiligt war. Die Ermittlungen laufen.
Rein rechtlich ist die Lage eindeutig. Das Schweizer Militärstrafgesetz verbietet den Einsatz in fremden Armeen, es sei denn, man besitzt die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem man dient. Für Verstöße sind Gefängnisstrafen vorgesehen.
Neidhart missachtete diese Vorgaben mehrfach, reiste trotz Ausreisesperre zurück an die Front und unterzeichnete sogar einen Dreijahresvertrag mit einer ukrainischen Sturmbrigade. Dennoch wird er von großen Medien nicht als Gesetzesbrecher benannt, sondern als mutiger Idealist porträtiert, der für die "Freiheit" kämpfe.
Dieser Umgang zeigt, wie tiefgreifend die schweizerische Neutralität beschädigt ist. Ein Mann, der offen sagt, er werde die Neutralität "hundertmal brechen, wenn es nötig ist, um Putin zu stoppen", wird nicht als Gefahr für den Rechtsstaat betrachtet, sondern zur Symbolfigur einer moralisch überhöhten Auseinandersetzung gemacht.
Neutralität wird in diesem Diskurs nicht mehr als staatsrechtliches Fundament verstanden, sondern als lästige Altlast, die im Krieg der Narrative entsorgt werden soll.
Besonders irritierend sind die Schilderungen, die Neidhart selbst liefert und die von den Medien unkritisch übernommen werden.
Er beschreibt, wie er einen russischen Soldaten am Boden liegend erschoss, und dabei einen Ehering am Finger des Toten fand. Anstatt diesen Moment als tragische Begegnung zwischen Gegnern zu deuten, stilisiert er den Fund zum Auslöser von noch mehr Hass. Für die Medien dient auch dieses Detail als dramaturgisches Element einer Heldenstory. Das menschliche Schicksal russischer Opfer findet in der hiesigen Berichterstattung keinen Platz.
Indem Schweizer Zeitungen solche Aussagen drucken, ohne sie juristisch oder moralisch einzuordnen, leisten sie faktisch Propaganda. Die Erzählung vom "Freiheitskämpfer" verdrängt die Realität des Söldners, der fremde Kriege führt und damit die Schweiz in einen Konflikt hineinzieht, aus dem sie sich heraushalten müsste. Wer Russen erschießt, repräsentiert nicht die Schweiz – die Schlagzeilen erzählen jedoch eine andere Geschichte.
Die Militärjustiz steht vor einer entscheidenden Prüfung. Sollte sie Neidhart nicht konsequent verurteilen, signalisiert sie, dass Schweizer ungestraft in fremde Kriege ziehen können, solange sie auf der politisch "richtigen" Seite kämpfen. Damit würde die Neutralität nicht nur aufgeweicht, sondern praktisch abgeschafft. Russland wird diese Entwicklung genau registrieren und die Schweiz nicht mehr als neutralen Akteur betrachten, sondern als indirekten Mitkämpfer.
Der Fall Neidhart ist mehr als die Geschichte eines Einzelnen. Er zeigt, wie die Schweiz ihre Glaubwürdigkeit verliert – durch das stille Einverständnis mit Gesetzesbrüchen, durch die Verklärung eines Söldners und durch die Bereitschaft der Medien, Propaganda an die Stelle nüchterner Analyse treten zu lassen. In den Schlagzeilen erscheint Neidhart als Held. Für die Schweiz ist er ein böses Omen.
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