In Lausanne ist es in der Nacht auf Sonntag zu heftigen Ausschreitungen gekommen.
Rund hundert Jugendliche lieferten sich über mehrere Stunden Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen Feuerwerkskörper, errichteten brennende Barrikaden und beschädigten einen Bus der städtischen Verkehrsbetriebe.
Die Gewalt folgte auf den Tod eines 17-jährigen Jugendlichen, der am frühen Sonntagmorgen bei einer Flucht vor einer Polizeipatrouille ums Leben gekommen war.
Der Vorfall ereignete sich gegen 3.45 Uhr, als eine Streife der Stadtpolizei Lausanne einen Roller bemerkte, der als gestohlen gemeldet war.
Der Fahrer versuchte zu entkommen, fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit durch eine Tempo-30-Zone und verlor dabei die Kontrolle über das Zweirad.
Er prallte gegen eine Garagenwand und starb trotz sofortiger Reanimationsversuche noch am Unfallort.
Nach Angaben der Kantonspolizei befand sich das Polizeifahrzeug mit eingeschaltetem Blaulicht mehr als hundert Meter hinter dem Roller. Die Staatsanwaltschaft Waadt leitete eine Untersuchung ein, um die genauen Umstände des Unfalls zu klären.
Am Abend versammelten sich im Quartier Prélaz vermummte Gruppen, die die Polizei mit Pyrotechnik attackierten und Container in Brand setzten. In sozialen Netzwerken verbreitete Bilder und Videos zeigten brennende Straßenabschnitte, Rauchschwaden und aggressive Parolen gegen die Polizei. Auch Passanten wurden teilweise bedroht. Erst nach Mitternacht konnte die Polizei die Lage beruhigen, während Einheiten vor Ort blieben, um weitere Ausschreitungen zu verhindern.
Der Fall ist nicht der erste seiner Art. Bereits Ende Juni war in Lausanne eine 14-Jährige ums Leben gekommen, nachdem sie bei der Flucht vor einer Polizeikontrolle mit einem Motorrad schwer verunglückt war.
Auch damals hatte der Vorfall Spannungen zwischen Jugendlichen und Polizei ausgelöst. Die wiederkehrenden Tragödien werfen Fragen nach den Risiken solcher Verfolgungen und nach dem Verhältnis zwischen Ordnungskräften und jungen Menschen in prekären Stadtteilen auf.
Besondere Brisanz erhält die Lage durch die soziale Zusammensetzung Lausannes, wo ein hoher Anteil der Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund stammt. In dieser Gemengelage kann ein einzelner Todesfall schnell als Symbol für vermeintliche Polizeiwillkür gedeutet werden und kollektive Gewaltakte auslösen.
Die Ausschreitungen erinnern an die Unruhen in Frankreich, die nach dem Tod des 17-jährigen Nahel im Juni 2023 landesweit ganze Vorstädte erfassten.
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