Die UBS sieht sich derzeit intensiven Prüfungen durch das Office of Foreign Assets Control (OFAC), die US-amerikanische Sanktionsbehörde, ausgesetzt. Im Fokus stehen Konten russischer Kunden, die die Schweizer Großbank im Zuge der Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse geerbt hat. Die Übernahme im März 2023 war Teil einer staatlich unterstützten Rettungsaktion, um einen Bankenzusammenbruch zu verhindern.
Doch was als Rettung gedacht war, entwickelt sich nun zu einem heiklen Prüfstein für die UBS, die sich mit der brisanten Hinterlassenschaft russischer Vermögenswerte konfrontiert sieht.
Laut Insidern hat das OFAC die UBS offiziell kontaktiert und Gespräche geführt, um die Einhaltung der US-Sanktionen sicherzustellen. Dabei geht es insbesondere um die Frage, ob sanktionierte russische Vermögenswerte in die Verwaltung der UBS übergegangen sind.
Die Bank reagierte prompt und hat begonnen, potenziell problematische Gelder zu isolieren und entsprechende Konten aufzulösen. Ein Insider berichtete, dass die UBS bestrebt ist, das Risiko möglicher Verstöße zu minimieren und gleichzeitig eng mit den US-Behörden zusammenzuarbeiten.
Die Anfragen der OFAC werfen ein Schlaglicht auf die angespannten Beziehungen zwischen den USA und der Schweiz im Bereich der Finanzregulierung. Die Vereinigten Staaten fordern seit Jahren eine höhere Transparenz bei der Offenlegung wirtschaftlich Berechtigter hinter Vermögenswerten.
Kritiker bemängeln, dass die Schweiz aufgrund fehlender Offenlegungspflichten für Immobilien oder Unternehmensanteile als sicherer Hafen für sanktionierte Gelder genutzt werden könnte. Vornehmlich kleinere Privatbanken stünden im Verdacht, durch undurchsichtige Strukturen wie Treuhandgesellschaften oder verschleierte Kontoinhaber Sanktionen zu umgehen.
Die UBS ist zwar primär als größere und stärker regulierte Bank betroffen, doch die Untersuchungen unterstreichen die generelle Sorge Washingtons, dass die Schweiz als Schlupfloch im internationalen Sanktionsregime fungieren könnte.
Die Schweizer Regierung hat inzwischen auf den internationalen Druck reagiert und plant, ein zentrales Transparenzregister einzuführen. Dies soll sicherstellen, dass die wirtschaftlich Berechtigten von Firmen und Stiftungen offengelegt werden. Zusätzlich werden Anwälte und Treuhänder künftig strengeren Regelungen unterworfen, um ihre mögliche Rolle bei der Verschleierung von Vermögensströmen zu beschränken. Eine Sprecherin des Finanzministeriums betonte, dass die Maßnahmen Teil eines umfassenden Reformpakets seien, das im Parlament zur Debatte steht und zur Verbesserung der internationalen Reputation des Schweizer Finanzplatzes beitragen soll.
Für die UBS kommen die US-Prüfungen zur Unzeit. Das Institut befindet sich mitten in der komplexen Integration der Credit Suisse (CS), bei der rund 1,3 Millionen ehemalige CS-Kunden in die eigene Struktur überführt werden. Die große Herausforderung besteht nun darin, problematische russische Vermögenswerte zu identifizieren und gegebenenfalls abzuweisen. Nach Schätzungen stammten im Jahr 2022 etwa vier Prozent der verwalteten Gelder der Credit Suisse von russischen Kunden, was einem Volumen von etwa 35 Milliarden US-Dollar entsprach.
Die Untersuchung der OFAC zeigt die schwierige Balance, die die UBS finden muss: Einerseits gilt es, die strengen Anforderungen der US-Sanktionsbehörde zu erfüllen, andererseits möchte die Bank die Integration der Credit Suisse reibungslos abschließen und gleichzeitig das Vertrauen ihrer internationalen Klientel aufrechterhalten. Die Situation verdeutlicht den hohen Druck, dem Schweizer Banken ausgesetzt sind, während sich der geopolitische und regulatorische Kontext im Zuge des Ukraine-Kriegs weiter verschärft.
Diese Entwicklungen markieren einen weiteren Wendepunkt für den Schweizer Finanzplatz, der zunehmend mit den Anforderungen internationaler Sanktionspolitik in Konflikt gerät. Für die UBS steht jetzt nicht nur die erfolgreiche Integration der Credit Suisse, sondern auch die Bewältigung potenzieller rechtlicher Risiken auf dem Spiel.
Mehr zum Thema - Alles, was uns nicht gefällt, ist Russenpropaganda