Eine Schweizer Journalistin der Gratis-Zeitung 20 Minuten hat die russische Grenze illegal überschritten, um in der Region Kursk nach einem ukrainischen Überfall auf das Grenzgebiet eine Reportage zu drehen.
Laut der Redaktion befindet sich die Journalistin in der westlich gelegenen Stadt Sudscha, die unter ukrainischer Kontrolle steht. Nun droht ihr eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
Die russischen Behörden, darunter der Geheimdienst FSB, erwägen offenbar strafrechtliche Ermittlungen gegen die Schweizer Journalistin.
Es ist abzusehen, dass der Schweizer Botschafter in Moskau um eine Stellungnahme gebeten wird, um die Umstände zu klären, unter denen die schweizerisch-finnische Journalistin gemeinsam mit der ukrainischen Armee die russische Grenze überschritten hat.
Parallel dazu wurden ähnliche Verfahren gegen Journalisten aus der Ukraine, den USA, Deutschland und Italien – Letztere allesamt NATO-Mitgliedsstaaten – eingeleitet.
Dass jetzt auch ein Journalist aus dem neutralen Staat Schweiz gemeinsam mit ukrainischen Kräften die russische Grenze überquert hat, stellt eine Premiere dar und könnte diplomatische Folgen haben.
Die Lage bleibt angespannt, nachdem Russland kürzlich seine Bedenken über das "provokative Vorgehen" westlicher Journalisten in der Region Kursk geäußert hat.
Besonders perfide wird der Vorfall, da die Schweizer Journalistin russische Einwohner befragte und dabei von einem ukrainischen Soldaten begleitet wurde.
Eine ältere russische Frau, die sichtlich verängstigt und unter Schock stand, wurde wiederholt gefragt, was sie vom Krieg halte.
Unter dem Druck der Situation stotterte die Frau und antwortete: "Nein, nein, ich wusste nicht, dass Russland die Ukraine angegriffen hat."
Der ukrainische Soldat drängte sie, die Aussage zu wiederholen, was sie letztlich tat.
Diese Szenen der Angst und Verzweiflung wurden von der Journalistin festgehalten und scheinen bewusst darauf abzuzielen, die Situation im Sinne einer pro-ukrainischen und NATO-nahen Berichterstattung zu nutzen.
Die Journalistin, eine Doppelbürgerin der Schweiz und Finnlands (NATO), beendete ihre Reportage mit der Aussage, es sei ein "eindrücklicher Ausflug" nach Russland gewesen. Doch dieser Ausflug könnte nun juristische und diplomatische Konsequenzen nach sich ziehen.
Der Vorfall ereignet sich in einem sensiblen Moment, in dem die Schweiz vergeblich versucht, nach dem gescheiterten Friedensgipfel in Bürgenstock den Kontakt zu Russland wiederherzustellen. Die Russische Föderation hat kürzlich auf westliche Medienberichte aus der Region Kursk scharf reagiert.
So wurde ein hochrangiger US-Diplomat nach Moskau einbestellt, um gegen die Berichterstattung des CNN-Chefkorrespondenten für internationale Sicherheitspolitik, Nick Paton Walsh, zu protestieren.
Der ukrainische Blitzüberfall auf Kursk, der größte Einmarsch einer ausländischen Macht in Russland seit dem Zweiten Weltkrieg, begann am 6. August, als tausende ukrainische Soldaten die russische Westgrenze überschritten.
Zudem hat der russische Geheimdienst FSB kürzlich Strafverfahren gegen die italienischen Journalisten Simone Traini und Stefania Battistini vom Sender RAI eingeleitet, da diese ebenfalls illegal nach Sudscha eingereist waren.
Dieser Vorfall könnte zu einem weiteren Wendepunkt in den ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Russland und der Schweiz führen, insbesondere im Hinblick auf die Neutralität der Eidgenossenschaft.
Mehr zum Thema - Russland: Außenministerium bestellt US-Diplomatin wegen US-Söldnern in Kursk ein