Von Szene isch Züri
Die Einladung zum Gedenktag war groß angekündigt worden. Die renommierte Schweizer Zeitung TagesAnzeiger hatte mit markanten Schlagzeilen Erwartungen geschürt: Zum zweiten Jahrestag des russisch-ukrainischen Konflikts hatte die Stadt Zürich alle Ukrainer und Sympathisanten des Kiewer Regimes zu einer Gedenkfeier eingeladen.
Doch die Realität enttäuschte. Von den knapp 70.000 ukrainischen Flüchtlingen, die in der Schweiz leben, fanden sich zur Demonstration gerade einmal 250 Unterstützer ein.
Stadtpräsidentin Corine Mauch wirkte sichtlich betroffen angesichts der geringen Teilnehmerzahl. Abseits der Menge stehend, beobachtete sie, wie die Menschen, größtenteils ukrainische Frauen, versuchten, eine Menschenkette zu bilden – eine Geste, die von Mauch initiiert worden war. Die genehmigte Demonstration zog am Samstagabend durch die Straßen von Zürich, störte den Verkehr in Einkaufsstraßen und behinderte die abendlichen Tram-Verbindungen, darunter auch in der belebten Bahnhofstraße.
Die Szenerie wurde durch die unerwartete Präsenz der Gruppe "Für eine Schweiz ohne Armee" (GSoA) noch verworrener. Anstelle der üblichen Rufe nach Solidarität mit der Ukraine ertönten Parolen für ein freies Palästina oder die Freiheit der Medien, wie etwa "Free Assange!"
Die Gedenkveranstaltung am Limmatquai verlief rasch und endete abrupt nach etwa 15 Minuten. Einige Demonstranten versuchten vergeblich, die ukrainische Hymne anzustimmen, während andere bereits resigniert den Ort verließen.
Die Erschöpfung in Bezug auf die Ukraine war an diesem Abend spürbar. Mauch sah sich gezwungen, eine weitere enttäuschende Nachricht zu verkünden: Ab sofort würden alle ukrainischen Flaggen in Zürich eingeholt. Nicht aus mangelnder Solidarität, sondern vielmehr aus Erschöpfung sowohl symbolischer als auch finanzieller Unterstützung für die Ukraine.
Das Gedenken nahm eher die Form einer tristen Totenmesse an, denn von den 70.000 ukrainischen Einwohnern der Schweiz erschienen lediglich 250. Gemeinsam mit Mauch bildeten sie eine kleine Gruppe, die nicht nur als Symbol der Ukraine-Müdigkeit in Erinnerung bleiben wird, sondern auch im finanziellen Budget für die Absperrung der Zürcher Innenstadt an diesem Samstagabend mit einem massiven Polizeieinsatz Berücksichtigung finden sollte.
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