Ein freier Tag mehr? Russland erwägt Viertagewoche, um Arbeitslosigkeit zu senken

Die Einführung einer Viertagewoche ist in Russland schon länger im Gespräch. Ab September sollen Abgeordnete der Staatsduma ausführlich darüber diskutieren. Auch Regierungschef Dmitri Medwedew hatte sich zuvor für das neue Arbeitsmodell ausgesprochen.

"Russlands regierende Partei Einiges Russland unterstützt die Idee einer viertägigen Arbeitswoche", sagte der Vizefraktionschef der Partei, Andrei Isajew, am Dienstag. Die neue Maßnahme würde den russischen Arbeitnehmern mehr Zeit für deren Familien und Hobbys geben und es ermöglichen, die dazugewonnene Freizeit in Bildung und die eigene Gesundheitsfürsorge zu investieren. Die Umstellung dürfe sich jedoch nicht negativ auf die Gehälter auswirken, so der Politiker. Isajew erklärte außerdem, dass eine kürzere Arbeitswoche auch die Arbeitslosigkeit senken werde. Ihm zufolge soll die Umstellung "schrittweise" erfolgen, damit sich Unternehmen und Arbeitnehmer daran anpassen können.

Bereits im Juni hat Russlands Ministerpräsident Dmitri Medwedew die Einführung einer Viertagewoche vorgeschlagen. Medwedew argumentierte, dass eine verkürzte Arbeitswoche zu einer Steigerung der Produktivität führen sowie Stress und emotionales Burn-out reduzieren werde:

Der technologische Fortschritt führt nicht nur zum Stellenabbau, sondern auch zur Verkürzung der Arbeitszeiten und zu mehr Freizeit. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Zukunft in einer viertägigen Arbeitswoche als Grundlage des Arbeitsvertrages liegt. Ich erinnere Sie daran, dass Henry Ford vor 100 Jahren beschlossen hat, die Arbeitswoche von 48 auf 40 Stunden zu kürzen und damit eine beeindruckende Steigerung der Arbeitsproduktivität erzielte.

Auch die größte Gewerkschaftsgruppe des Landes, die Föderation unabhängiger Gewerkschaften, stimmte dem Vorschlag zu. Die Gewerkschaftsgruppe verwies auf positive Erfahrungen anderer Länder, die das neue Arbeitsmodell bereits erfolgreich anwenden.

Eine Umfrage im Juni zeigte jedoch, dass fast die Hälfte aller Russen der potenziellen Neuregelung kritisch gegenübersteht. 48 Prozent der Befragten befürchteten damals, dass eine kürzere Arbeitswoche auch niedrigere Gehälter bedeuten werde. 

Die Staatsduma soll die Umsetzung der Viertagewoche ab September besprechen. 

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