Nach dem Zwischenfall mit fünf Toten auf einem Militärgelände im Norden Russlands sollen Raketentests fortgesetzt werden. Der Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, sagte am Montag mit Blick auf die Todesopfer:
Das beste Andenken an sie wird die Arbeit an neuen Waffen sein, die zu Ende geführt wird.
Bei dem Unglück am vergangenen Donnerstag hatte der Staatskonzern fünf seiner Spezialisten verloren. Sie seien Helden und "der Stolz der Atombranche" gewesen, würdigte Lichatschow bei einer Trauerfeier der Agentur Interfax zufolge. Sie wurden posthum mit Tapferkeitsorden geehrt.
Bei der Explosion einer Rakete auf einem Militärgelände in der Nähe der Hafenstadt Sewerodwinsk nahe Archangelsk sind fünf Rosatom-Mitarbeiter ums Leben gekommen. Laut dem Verteidigungsministerium haben am Militärgelände am Weißen Meer "Tests eines flüssigen Antriebssystems" stattgefunden.
Zu dem Vorfall kam es während eines Raketentests auf einer Plattform im Meer. Als Treibstoff in Brand geraten sei, habe es eine Explosion gegeben, erklärte Rosatom der Agentur TASS zufolge. Bei der Detonation seien Mitarbeiter des Staatskonzerns ins Wasser geschleudert worden. Erst nachdem die Suche nach ihnen abgeschlossen gewesen sei, habe man darüber informiert.
Zunächst bestand die Hoffnung, die Mitarbeiter im Wasser lebend zu bergen. "Die Suche ging weiter, solange es Hoffnung gab, Überlebende zu finden", berichtete Rosatom auf seiner Webseite.
Ein Vertreter der staatlichen Körperschaft sagte dem Portal RBC auch, dass der Vorfall als Folge des "Zusammenwirkens von Faktoren" stattfand.
"Es gab ein Zusammentreffen von Faktoren, das oft beim Testen neuer Technologien auftritt", sagte der Gesprächspartner der Agentur. "Spezialisten arbeiten unter Bedingungen, die bei allen Tests ein potenzielles Risiko darstellen."
Das Verteidigungsministerium hatte zunächst betont, dass bei dem Zwischenfall keine Schadstoffe ausgetreten seien. Die Stadtverwaltung stellte jedoch kurzzeitig erhöhte radioaktive Strahlung fest. Die Messwerte hätten sich aber bereits am Mittag wieder normalisiert, hieß es noch am Donnerstag.
Das russische Nuklearzentrum Sarow teilte am Sonntagabend nach Angaben der Agentur Interfax mit, dass Strahlung gemessen worden sei, aber nicht länger als eine Stunde. Weder die eigenen Experten noch externe hätten später eine Kontamination festgestellt, hieß es.
Nach Angaben der Umweltschützer von Greenpeace gab es eine atomare Verstrahlung von 2,0 Mikrosievert. Damit sei das übliche Niveau um das 20-Fache überschritten worden. Die Organisation forderte erneute Messungen und Aufklärung über die Hintergründe.
Fünf Mitarbeiter des Russischen Föderalen Nuklearzentrums – Allrussisches Forschungsinstitut für Experimentalphysik (RFNC-VNIIEF), die bei der Explosion ums Leben kamen, wurden am Montag, 12. August, in Sarow in der Region Nischni Nowgorod begraben. Die Behörden der Stadt haben für zwei Tage öffentliche Trauer verhängt.
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(rt deutsch/dpa)