Zehntausende Menschen demonstrieren in Moskau – Festnahmen bei Demo danach

Moskau erlebt die größten Proteste seit Jahren. Es geht um den Ausschluss einiger Kandidaten von der Wahl zum Stadtparlament. Am Samstag nahmen Zehntausende Menschen an einer genehmigten Kundgebung teil. Später kam es zu Festnahmen bei einer nicht genehmigten Demonstration.

Am Samstag sind in Moskau erneut mehrere Menschen auf die Straße gegangen, um die von der Wahl ausgeschlossenen oppositionellen Kandidaten zu unterstützen und gegen die "Polizeigewalt" zu protestieren. Die Kundgebung fand am Nachmittag auf dem Sacharow-Prospekt statt. Diesmal war die Veranstaltung im Vorfeld mit der Stadtverwaltung abgestimmt worden und daher genehmigt.

Auf einer extra eingerichteten Bühne traten neben Politikern auch Prominente, darunter Rapper, auf. Die Anwesenden skandierten Parolen wie "Wir sind hier die Macht", "Freiheit" und "Russland ohne Putin". Teils gab es technische Probleme, sodass Redner nicht zu hören waren. Die Kundgebung verlief friedlich. Die Polizei gab die Teilnehmerzahl mit 20.000 an. Die NGO White Counter zählte knapp 50.000 Menschen.

Nach der genehmigten Demonstration versammelten sich einige Protestler zu einer weiteren Aktion in der Nähe der U-Bahn-Station "Kitai-Gorod".

Die Polizei ermahnte die Menschen mit dem Hinweis, dass die Aktion nicht genehmigt sei, und bat sie, das Gelände zu verlassen. Als diese Forderung nicht erfüllt wurde, haben die Sicherheitsbehörden durchgegriffen.

Die Polizei nahm nach eigenen Angaben 136 Menschen wegen unterschiedlicher Verstöße fest. Das Bürgerrechtsportal OWD-Info berichtete von 146 Festnahmen. Solidaritätskundgebungen für die Moskauer Proteste fanden auch in anderen Städten Russlands statt. In Sankt Petersburg, Rostow am Don und Brjansk wurden nach Angaben der Bürgerrechtler weitere 99 Personen in Gewahrsam genommen.

Das russische Außenministerium hatte zuletzt den USA, aber auch Deutschland vorgeworfen, die Proteste zu unterstützen. Die Behörde warnte vor einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands.

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