Sergei soll seine Nichte am 9. Mai 2019 angerufen haben. Da niemand den Hörer abnahm, hinterließ er eine Nachricht, in der er seinen Verwandten zum Tag des Sieges gratulierte. Die russische Zeitung Moskowski Komsomolez veröffentlichte den Anruf des 66-Jährigen:
Hallo, Wiktorija. Hier ist Sergei. Ich versuchte, dich zu erreichen, aber niemand hebt ab. Na gut, alles Gute. Ich wünsche euch alles Beste! Ich wollte wissen, wie es euch geht, wie der Finger bei Senja (Anm.: Damit ist Arseni, Wiktorijas Ehemann, gemeint) verheilt. Na gut. Bei mir ist alles okay. Bei Julia auch. Alles ist okay. Gratuliere der Mama zum Tag des Sieges von mir. Na gut, wir hören uns.
Wie Wiktorija Skripal behauptet, soll ihr Onkel Sergei sie auch schon am 4. April angerufen haben. Sie sagte, dass ihr Onkel einen "englischsprachigen Mann" um Erlaubnis gefragt habe, den Anruf zu tätigen. Sergei unterstrich, dass die Telefonnummer nicht ihm gehört, sondern er von einem geliehenen Handy anrief. Er erklärte seiner Nichte, dass er über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet werde.
Seine Stimme klang wie immer. Vielleicht ein wenig heiser", offenbarte nun Wiktorjia.
Sergei soll seine Nichte auch kritisiert haben, dass sie zu oft im Fernsehen auftritt und die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Außerdem soll ihr der Ex-Doppelagent erzählt haben, dass er und Julia sich in Großbritannien befinden und bald "an einen anderen Ort versetzt werden". Wiktorija bezweifelt nicht, dass es sich bei dem Anrufer um ihren Onkel gehandelt hat. "Das ist er", sagte sie gegenüber der Zeitung.
Julia Skripal hatte sich Ende Mai 2018 das letzte Mal öffentlich zu Wort gemeldet. An ihrem Hals war in dem TV-Interview eine große Narbe von der medizinischen Behandlung zu erkennen.
Wo sich Sergei und seine Tochter derzeit befinden, ist unklar. Zuvor wurde bekannt, dass Julia Skripal nach einem Käufer für ihre Wohnung in Moskau sucht und ihr Auto bereits verkauft hatte. Sie suche außerdem nach einem neuen Besitzer für ihren Hund.
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