Nach Aussagen der Nichte des vergifteten Ex-Doppelagenten Sergei Skripal habe seine Tochter Julia wahrscheinlich nicht mehr vor, in ihr Heimatland zurückzukehren:
Sie hat bereits ihren Ford mit Vollmacht verkauft, derzeit wird ihre Zweizimmerwohnung aktiv verkauft. Sie sucht einen Käufer – und macht kein Geheimnis daraus. Ihre Freundin verkauft die Wohnung mit einer Vollmacht. Julia kommuniziert mit dieser Freundin über soziale Netzwerke.
Wie Wiktorija Skripal gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS erklärte, sei die Wohnung in Moskau der letzte Sachwert, der Julia mit Russland noch irgendwie verbindet. Die Zweizimmerwohnung befindet sich in einem Haus im Nordwesten von Moskau in der Dawydowskaja-Straße. Julia sei die Eigentümerin, sie sei dort angemeldet. Außerdem habe Julia gebeten, ihren Hund bei irgendwem unterzubringen. Wiktorija vermutet, dass Julia nach dem Verkauf der Wohnung eine Erklärung abgeben wird, dass sie nicht mehr nach Russland zurückkehre. "Sie wird so eine Erklärung abgeben müssen, damit ich mich beruhige und mich an niemanden mehr wenden kann", zitiert TASS Wiktorija Skripal.
Wiktorija berichtete auch, dass sie sich immer noch um die 90-jährige Mutter von Sergei Skripal kümmert. "Der Gesundheitszustand seiner Mutter ist wechselhaft, denn am 24. Juli wird sie 91 Jahre alt. Julia rief sie letztes Jahr zum ersten und letzten Mal am Geburtstag der Großmutter an", sagte Wiktorija.
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Nach Angaben der britischen Seite wurden der in Russland wegen Spionage für Großbritannien verurteilte Ex-Oberst des GRU Sergei Skripal und seine 33-jährige Tochter Julia am 4. März 2018 in Salisbury einem Nervengift ausgesetzt. Später gaben britische Behörden bekannt, dass diese Substanz mit dem Namen Nowitschok angeblich in Russland hergestellt wurde. Zudem beschuldigen sie die russische Regierung, an dem Vorfall beteiligt gewesen zu sein, was von Moskau dementiert wird.
Julia Skripal hatte sich Ende Mai 2018 das letzte Mal öffentlich zu Wort gemeldet. An ihrem Hals war in dem TV-Interview eine große Narbe zu erkennen. Sie habe wochenlang über einen Schlauch in der Luftröhre beatmet werden müssen. Der Heilungsprozess sei "langsam und extrem schmerzhaft" gewesen, sagte sie.
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