Der Angriff ereignete sich am Mittwochnachmittag in der Stadt Kertsch, nahe der neuen Krimbrücke, die die Halbinsel mit Russland verbindet. In ersten Berichten war von einer Explosion im Gebäude der Berufsschule die Rede. Es handele sich um eine Gasexplosion, hieß es. Feuerwehrleute und ein Team zur Bombenentschärfung eilten zu Hilfe.
Anschließend wurde aber von einem Terrorangriff ausgegangen. Denn erste Augenzeugen sprachen von einer Schießerei durch einen Einzeltäter. Sie beschrieben Szenen eines regelrechten Blutbades. Einige Menschen sprangen aus den Fenstern, um ihr Leben zu retten. Ein Überlebender:
Ich sah, wie meine Freundin vor meinen Augen getötet wurde. Ich sah, wie sie umfiel und sich einfach nicht mehr bewegte. Ich sah Jungs, die tot umfielen und all das Blut, das sich überall verteilte.
Die Tat wird nun als Mord untersucht. 21 Menschen wurden getötet und mindestens 50 verletzt.
Der Amokläufer
Die staatliche Ermittlungskommission gab bekannt, dass es sich bei dem Angreifer um den 18 Jahre alten Schüler der Berufsschule Wladislaw Rosljakow gehandelt habe. Er hatte eine schwere Schusswaffe - eine Schrotflinte oder ein Sturmgewehr - bei sich, mit der er auf Schüler und Angestellte zielte. Er hatte zudem zwei selbstgebaute Bomben dabei. Eine Bombe - gefüllt mit Metallteilen - explodierte in der Kantine, die zweite Bombe konnte später noch entschärft werden.
Der Täter selbst erschoss sich dann in der Schulbibliothek. Das Motiv für den Amoklauf ist bislang unklar. Medienspekulationen konzentrieren sich auf das Familien- und Privatleben Rosljakows, während einer seiner Freunde dem russischen RBC-Sender mitteilte, er "hasste die Schule sehr".
Nutzte der Täter eine Sicherheitslücke aus?
Natalja, eine dabei verletzte Angestellte der Berufsschule, berichtete RT noch im Krankenhaus, der Schütze sei wahrscheinlich durch die Hintertür ins Gebäude gelangt:
Der Zaun kann leicht überklettert werden. Es gibt auch keine Videoüberwachung, keine gesicherten Türen dort.
Es ist der erste große Übergriff auf der Krim seit der Wiedervereinigung der Region mit Russland nach dem Referendum von 2014. Schusswaffengewalt ist in russischen Schulen selten.
Die letzte tödliche Schießerei geschah 2014, als ein Student, der mit zwei Gewehren bewaffnet war, in einer Moskauer Hochschule das Feuer eröffnete und einen Geografielehrer sowie einen Polizisten tötete. Er hielt auch ungefähr zwei Dutzend Studenten als Geiseln fest und feuerte auf Polizeibeamte, die die Situation beherrschen wollten, bis sein Vater in einer kugelsicheren Weste den Raum betrat und ihn überredete, sich zu ergeben.