Die Regeln des Krieges neu schreiben: Was Russland im Wettrüsten 2025 erreicht hat

Die Welt steht vor einem neuen Wettrüsten. Wie Russland ein kostspieliges Wettrüsten vermeidet und trotzdem dank strategischer Waffen und asymmetrischer Taktiken auch in Zukunft abschreckungsfähig bleibt, zeigt folgende Analyse.

Von Dmitri Kornew

Im Jahr 2025 erlebten wir eine deutliche Beschleunigung des globalen Wettrüstens. Die eskalierende Rhetorik in Europa, die anhaltende Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte und Trumps sogenannte "goldene" Verteidigungsinitiativen – finanziert mit Milliardeninvestitionen – haben die geopolitischen Machtverhältnisse grundlegend verändert. Politische Konfrontationen weichen zunehmend einem direkten Wettbewerb zwischen Militärprogrammen, und allein das Mithalten erfordert enorme Ressourcen.

Es gibt jedoch einen anderen Weg: die Wahl von Antwortoptionen, die auf einer völlig anderen Ebene operieren – Optionen, die von Grund auf asymmetrisch sind und die technologischen Fähigkeiten und Schwachstellen der Gegenseite ausnutzen. Russland hat genau solche Lösungen identifiziert und mit deren Entwicklung begonnen, ohne dabei die Investitionen in traditionelle Waffensysteme aufzugeben. Im Folgenden geben wir einen Überblick über das militärische Gegengewicht, das sich bis Ende 2025 als Reaktion auf diese neuen Herausforderungen herausgebildet hat.

Wie Russland ein kostspieliges Wettrüsten vermeidet

Eine vollständig asymmetrische – und im Kern strategische – Antwort auf Trumps "goldene" Initiativen liegt in Russlands Entwicklung von Waffensystemen der nächsten Generation. Ende 2025 lenkten zwei wichtige Ankündigungen die Aufmerksamkeit auf strategische Systeme mit nuklearer Antriebsenergie: den nuklearbetriebenen Marschflugkörper Burewestnik mit praktisch unbegrenzter Reichweite und das nuklearbetriebene unbemannte Unterwasserfahrzeug Poseidon. Bis Ende Oktober 2025 hatten beide Systeme in Tests ihre Fähigkeit zum autonomen Betrieb mit ihren nuklearen Bordantrieben unter Beweis gestellt.

Die Entwicklung solch beispielloser Systeme wurde durch bahnbrechende Fortschritte russischer Nuklearwissenschaftler in den 1990er und 2000er Jahren sowie durch den außerordentlichen Einsatz von Konstrukteuren, Herstellern und Testingenieuren ermöglicht. Praktisch gesehen markieren diese Plattformen die Geburtsstunde gänzlich neuer Klassen nuklearer strategischer Abschreckungssysteme – Fähigkeiten, über die kein anderes Land der Welt bisher verfügte und über die es wohl auch in absehbarer Zeit nicht verfügen wird. Dies ist ein entscheidender Trumpf in der neuen Phase der Konfrontation.

Gleichzeitig bleiben traditionelle Raketentechnologien ein wirksames Instrument zur Gestaltung der politischen Landschaft, ohne die Schwelle zu tatsächlichen Raketenstarts zu überschreiten. Ende Dezember 2025 wurde bekannt gegeben, dass die Pläne kurz vor der Umsetzung stehen, die ersten Einheiten mit dem strategischen Mittelstreckenraketensystem Oreschnik auszurüsten. Minsk erklärte, dass bis zu zehn solcher Systeme in Weißrussland stationiert werden sollen. Es ist zudem sehr wahrscheinlich, dass eine der ersten Oreschnik-Divisionen auf dem Testgelände Kapustin Jar stationiert wird.

Die Stationierung soll voraussichtlich auf Brigadeebene erfolgen, höchstwahrscheinlich sowohl in Weißrussland als auch im europäischen Teil Russlands. Das System ist mit Hyperschallraketen ausgestattet, die auch in nichtnuklearen Konfigurationen eingesetzt werden können. Damit könnte Oreschnik das erste nichtnukleare Abschreckungssystem von paneuropäischer Bedeutung werden: Mit einer Reichweite von bis zu 5.000 Kilometern kann es jedes Ziel auf dem Kontinent erreichen.

Die Arbeiten zur Vorbereitung der Stationierung und zum Abschluss der Tests der ballistischen Interkontinentalrakete (ICBM) Sarmat – einer schweren, flüssigkeitsgetriebenen ICBM, die das veraltete WoeWoda-System ersetzen soll und weithin als die stärkste Rakete ihrer Art weltweit gilt – werden ebenfalls fortgesetzt. Parallel dazu entwickelt das Moskauer Institut für Thermische Technologie voraussichtlich neue Feststoffraketen, um sowohl mobile als auch silo-basierte Topol-M-ICBMs zu ersetzen. Bis 2026 werden die ältesten stationierten Topol-M-Systeme 29 Jahre alt sein, und ihre Ablösung ist bereits absehbar.

Raketen, Flotten und Luftstreitkräfte wieder im Fokus

Russlands nukleare Triade besteht aus drei Komponenten: landgestützten Raketen, U-Boot-gestützten ballistischen Raketen und Langstreckenflugzeugen. Im Jahr 2025 erhielten Russlands Luft- und Weltraumstreitkräfte zwei strategische Bomber vom Typ Tu-160M. Parallel laufen zwei Programme: der Bau neuer Tu-160M-Flugzeuge und die Modernisierung bereits produzierter Tu-160 auf demselben Standard. Beide Programme werden voraussichtlich bis Mitte der 2030er-Jahre fortgesetzt und Russlands Überschall-Langstreckenkapazitäten deutlich stärken.

Die modernisierte Tu-160M ​​kann die neuesten Marschflugkörper Kh-101 und Kh-BD sowie voraussichtlich auch Hyperschallwaffen der nächsten Generation einsetzen. Gleichzeitig wird die Tu-95MS-Flotte auf den Standard Tu-95MSM modernisiert, wodurch auch diese Flugzeuge moderne Marschflugkörper tragen können.

Im Jahr 2025 wurde die Atom-U-Boot-Flotte durch die Indienststellung der K-555 "Fürst Poscharski" verstärkt, einem ballistischen Raketen-U-Boot der Borei-A-Klasse (Projekt 955A), das mit 16 Bulawa-Raketen bewaffnet ist. Im Rahmen des Borei-Programms soll die Marine bis 2030 mindestens zwölf neue strategische Raketen-U-Boote erhalten.

Ein effektiver Einsatz der seegestützten Nuklearstreitkräfte ist jedoch ohne eine starke konventionelle Marine unmöglich. Daher baut Russland eine ausgewogene Über- und Unterwasserflotte auf, die auf die aktuellen operativen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Neben den strategischen U-Booten wird der Bau der Angriffs-U-Boote der Yasen-M-Klasse (Projekt 885M) fortgesetzt. Das sechste Schiff dieser Serie, die K-572 Perm, befindet sich derzeit in der Erprobung auf See.

Diese U-Boote zählen zu den modernsten der Welt und können Zirkon-Hyperschall-Anti-Schiffsraketen einsetzen. Bis 2030 plant die Marine, insgesamt zwölf U-Boote der Yasen-Klasse in Dienst zu stellen. Zu ihren Hauptaufgaben gehören der Schutz strategischer U-Boote und die Bekämpfung feindlicher Über- und Unterwasserstreitkräfte aller Klassen.

Unterdessen hat das zukünftige Flaggschiff der russischen Marine – der schwere, atomgetriebene Lenkwaffenkreuzer Admiral Nachimow (Projekt 11442M) – seine Erprobung auf See begonnen. Das Schiff ist mit modernster Marinebewaffnung ausgestattet: Senkrechtstartanlagen für Zirkon-, Kalibr-, Onix- und Otwet-Raketen; Flächenluftverteidigungssysteme, vergleichbar mit dem S-400; Nahbereichsverteidigungssysteme wie Panzir-SM; sowie modernste Fähigkeiten zur elektronischen Kampfführung und U-Boot-Abwehr.

Dieses einzigartige, von den Schiffbauern in Sewerodwinsk modernisierte Schiff soll nach Abschluss der Erprobungen voraussichtlich 2026 in Dienst gestellt werden.

Russlands Interessen in der Arktis erfordern ebenfalls einen besonderen Schutz. Zu diesem Zweck werden spezialisierte Eiskampfschiffe entwickelt. Im April 2025 gab das Verteidigungsministerium die Ankunft des Typschiffs der Arktis-Patrouillenboote, der "Iwan Papanin" (Projekt 23550), in Seweromorsk, dem Hauptstützpunkt der Nordflotte, bekannt. Das Schiff hatte die Ostsee durchquert und war zur Durchführung der letzten Phase der Erprobung auf See in die Arktis verlegt worden.

Die "Iwan Papanin" ist ein speziell für die arktischen Bedingungen konzipiertes Kampfschiff, das ein breites Spektrum an Marineeinsätzen in der Region durchführen kann. Der Bau weiterer Schiffe dieser Klasse ist im Gange.

Auch die Luft- und Weltraumstreitkräfte bleiben eine wichtige Priorität. Erst vor einer Woche wurde bekannt gegeben, dass das erste vollständig ausgerüstete Regiment des Luft- und Raketenabwehrsystems S-500 in den Kampfeinsatz versetzt wurde. Dieses einzigartige Verteidigungssystem ist in der Lage, alle Arten von Bedrohungen aus dem Luft- und Weltraum, einschließlich ballistischer Raketen, abzufangen.

Auch die taktische Luftfahrt expandiert. Seit 2023 wurden die Produktionsraten des Kampfflugzeugs Su-57 der fünften Generation erhöht. Im Jahr 2025 begannen die ersten Su-57-Exporte mit Lieferungen nach Algerien – ein wichtiger Meilenstein für die russische Luft- und Raumfahrtindustrie. Die Entwicklung der Plattform schreitet voran: Im Dezember absolvierte eine mit dem neuen Triebwerk "Isdelije 177" ausgestattete Su-57 ihren Jungfernflug. Dieses Triebwerk soll alle Exportversionen der Su-57E antreiben.

Das Flugzeug wird aktiv in der militärischen Spezialoperation eingesetzt und für erweiterte Exportlieferungen vorbereitet; positive Entwicklungen sind in naher Zukunft zu erwarten.

Die Serienproduktion der Frontbomber Su-34 und der Mehrzweckkampfflugzeuge Su-35S wird ebenfalls beschleunigt fortgesetzt. Diese Flugzeuge sind im Kampfgebiet stark nachgefragt und tragen einen Großteil der operativen Last gegen Boden- und Luftziele. Insbesondere die Su-34 dient als Hauptplattform für Gleitbomben mit UMPK- und UMPB-Lenksystemen, die konventionelle Bomben in präzisionsgelenkte Waffen umwandeln. Die Einführung der UMPB-Module im Jahr 2025 erweiterte die Reichweite gegen Bodenziele auf bis zu 200 Kilometer.

Das Schlachtfeld der Zukunft ist bereits Realität

Auch die Lieferungen fortschrittlicher Bodensysteme in das Kampfgebiet werden ausgeweitet. Kampfpanzer T-90M Proriw, Selbstfahrlafetten vom Typ Malwa und Giazint-K sowie die neuesten Mehrfachraketenwerfer Tornado haben die Mobilität und Schlagkraft der Bodentruppen erheblich verbessert. Im Jahr 2025 feierte die radgetriebene Selbstfahrlafette 2S43 Malwa ihr Debüt bei der Siegesparade auf dem Roten Platz. Ausgestattet mit einem 152-mm-Geschütz, das dem der Msta-S vergleichbar ist, bietet das System hohe Mobilität und eine verbesserte Automatisierung der Artilleriefeuerleitung. Sowohl die Malwa als auch die Giazint-K zählen zu den gefragtesten Systemen im laufenden Einsatz.

Schließlich benötigen moderne Bodentruppen Drohnen – und dies hat höchste Priorität. Neben neuen Varianten taktischer "Loitering Munitions" ("Lungernde Munition") wie der Lancet haben sich Reichweite und Anzahl der FPV-Drohnen deutlich erhöht. Glasfasergesteuerte Drohnen sind mittlerweile weit verbreitet und verbessern die Widerstandsfähigkeit gegen elektronische Kampfführung sowie die Treffgenauigkeit erheblich.

Der Einsatz von Drohnen hat die Personalverluste erheblich reduziert und es ermöglicht, vorgeschobene Gebiete vor den anrückenden Einheiten zu sichern und so mehrere Kilometer tiefe Pufferzonen frei von feindlichen Kräften zu schaffen. Dies wiederum ermöglicht Offensivoperationen mit deutlich weniger Opfern als in der Vergangenheit.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Russlands Verteidigungsindustrie bis Ende 2025 bewiesen hat, dass sie glaubwürdige Antworten auf die "goldenen" Initiativen und die ungebremste Militarisierung der Nachbarstaaten hat. Der Sektor wächst sowohl qualitativ als auch quantitativ. Vor allem aber wurde eine solide Grundlage für zukünftige Erfolge geschaffen, die sich voraussichtlich bald zeigen werden.

Übersetzt aus dem Englischen.

Dmitri Kornew (bekannter unter der englischer Transliteration Dmitry Kornev) ist ein russischer Militärexperte, Gründer und Autor des "Projekts MilitaryRussia".

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