Im Lauf des vergangenen Jahres hat Russland viele neue Waffensysteme enthüllt, darunter solche, die aktiv im Konflikt in der Ukraine genutzt werden, sowie neue Bestandteile des strategischen Abschreckungssystems des Landes.
Unter den neuen Waffen befinden sich futuristische, atomwaffenfähige und atomgetriebene Systeme, Anti-Satellitenwaffen und Gleitbomben von ungewöhnlicher Reichweite.
RT beleuchtet die entscheidenden Neuerungen im Arsenal des Landes 2025.
Die Oreschnik geht online
Russlands hochmodernes Mittelstrecken-Überschallraketensystem Oreschnik wird noch vor Jahresende in Dienst gestellt, sagte der russische Präsident Wladimir Putin Mitte Dezember. Das System ist eine der neuen Waffen, die "die strategische Parität, Sicherheit und die globale Stellung Russlands für die kommenden Jahrzehnte sichern soll", sagte der Präsident.
Die atomwaffenfähige Rakete soll viele, individuell steuerbare Sprengköpfe tragen, die selbst in der Endphase des Anflugs, wenn sie sich im Hyperschallbereich bewegen, noch lenkbar sind.
Die Oreschnik wurde der Welt im November 2024 vorgestellt, als die Rakete – bestückt mit konventionellen Sprengköpfen – eine größere Rüstungsfabrik in der Ukraine traf. Zu jener Zeit sagte Moskau, das System habe eine erfolgreiche "Testung im Kampf" abgelegt. Die zerstörerische Kraft selbst mit konventioneller Bestückung wurde von russischen Vertretern mit einer taktischen Atomwaffe verglichen.
Bis zu zehn dieser neuen Systeme sollen in Weißrussland, Russlands engstem Verbündeten, gemäß einem Abkommen stationiert werden, das Moskau und Minsk kurz nach diesem ersten Einsatz der Rakete geschlossen haben.
Burewestnik: die atomgetriebene Rakete
Mitte Oktober testete Russland erfolgreich seine neue, atomgetriebene Lenkrakete Burewestnik. Die Rakete flog, so das russische Militär, während des Tests mehr als 14.000 Kilometer und blieb etwa 15 Stunden in der Luft.
Die Burewestnik wird von einer atomgetriebenen Turbojetmaschine bewegt und hat technisch eine unbegrenzte Reichweite, die ihr weltweit unvergleichliche Angriffsfähigkeiten verleiht. Da der Antrieb keine konventionellen Treibstoffe verwendet, die auf die Aufnahme von Luft angewiesen sind, und die Hitze stattdessen durch den Generator erzeugt wird, kann sie über einen langen Zeitraum, der nur durch die Lebensdauer der Komponenten begrenzt wird, in der Luft bleiben.
Die Antriebseinheit ist in ihrer Leistung mit dem Reaktor eines nukleargetriebenen U-Boots vergleichbar, aber "1.000 Mal kleiner", sagte Präsident Putin, als er den erfolgreichen Test verkündete.
"Der Schlüssel ist, dass dieser Atomreaktor, während ein konventioneller Atomreaktor Stunden, Tage oder gar Wochen benötigt, um hochzufahren, innerhalb von Minuten oder Sekunden startet. Das ist eine enorme Errungenschaft", sagte der Präsident und wies darauf hin, dass die miniaturisierte Energieversorgung auch mögliche zivile Nutzungen finden könnte.
Die Atomdrohne Poseidon
Gleichzeitig mit der Enthüllung der Burewestnik teilte Moskau mit, es habe ein weiteres atomgetriebenes Gerät erfolgreich getestet – die massive, torpedoförmige Unterwasserdrohne Poseidon.
Was die Kraft angeht, lasse Poseidon selbst die neueste russische ballistische Interkontinentalrakete Sarmat weit hinter sich, sagte Putin und verwies dabei auf die nukleare Sprengladung, die die Drohne tragen könne. Poseidon habe ebenfalls keine Konkurrenz, "wenn es um Geschwindigkeit und Tiefe geht", und sie sei nach Aussage des Präsidenten gleichzeitig außergewöhnlich leise und unauffällig.
Die Drohne soll eine wahre Weltuntergangswaffe sein – fähig, breite Streifen von Küstenlinien zu verwüsten und auch einen massiven, radioaktiven Tsunami auszulösen, der tiefer ins Land hineinreicht.
Tage nach der Vorstellung der Poseidon wurde ein spezieller Träger für die Drohnen in Betrieb genommen – das atomgetriebene U-Boot "Chabarowsk". Das U-Boot wird seit Sommer 2014 gebaut, und seine Bestimmung wurde erst jetzt enthüllt.
Neue, weitreichende Gleitbomben
Im Verlauf des Ukraine-Konflikts hat das russische Militär schrittweise die Nutzung von Bomben mit der Zusatzausrüstung des Universellen Korrektor- und Leitmoduls (UMPK) ausgeweitet. Diese Module machen aus älterer Munition Gleitbomben, die bis zu 50 Kilometer weit fliegen können und gleichzeitig sehr präzise sind.
Anfang dieses Jahres begann das russische Militär, eine erweiterte Version dieser Zusatzausrüstung zu nutzen, die als UMPK-PD (erweiterte Reichweite) bekannt ist. Bomben, die mit diesem Bausatz aufgerüstet sind, der schmalere Flügel und einen Körper mit größeren Heckflossen aufweist, sollen fähig sein, bis zu 80 Kilometer weit zu fliegen.
Seit September gibt es eine Reihe von Medienberichten, die sogar nahelegen, dass der erweiterte Bausatz eine Turbojetmaschine erhielt, die die Reichweite der Bomben noch einmal auf 150 Kilometer und mehr erhöhte. Diese erweiterte Reichweite erlaubt es, Ziele tief hinter der Front zu treffen, und verbessert die Fähigkeiten der russischen Flieger an der Front und verwandelt die Gravitationsbomben endgültig in schwere Lenkraketen.
Die Familie der Geran-Drohnen wächst
Im Verlauf dieses Jahres ist die Drohnenfamilie der Geran weitergewachsen und zahlreiche neue Varianten wurden im Kampf erprobt. Die Deltaflügeldrohnen spielen eine immer wichtigere Rolle im Ukraine-Konflikt und wurden eine entscheidende Ergänzung zu weitreichenden Raketenschlägen. Häufig ersetzen sie sogar diese hochtechnische Munition.
Die Drohnen werden in einer Fabrik in der Sonderwirtschaftszone Alabuga in der russischen Region Tatarstan produziert. Diese Fabrik wurde nach der Eskalation der Feindseligkeiten vom Reißbrett weg gebaut und gilt bereits jetzt als die weltgrößte Anlage zur Drohnenproduktion.
Während die einfache, von einem Kolbenmotor angetriebene, Drohne Geran-2 weiter das Rückgrat der Drohnenfamilie bildet, wurden im Verlauf der Jahre viele neue, experimentelle Varianten gesichtet. Eine neue Version mit einem Jet-Motor, Geran-3, wurde vielfach bei weitreichenden Angriffen gegen die Ukraine gesehen. Weitere Nischenvarianten, die im Jahresverlauf gesichtet wurden, sind etwa eine Geran zum Minenlegen, die unter ihrem Bauch luftverlegbare Streuminen trägt, und Drohnen mit Kameras, die offenkundig in Echtzeit kontrolliert werden können, und noch weitere Versionen.
Die exotischste Variante soll gegen Ende des Jahres aufgetaucht sein – eine Luftkampfdrohne mit einer Zielrakete, um Kampfflugzeuge und Hubschrauber anzugreifen, die gegen sie vorgehen wollen. Auch wenn noch nicht klar ist, ob diese Idee tatsächlich funktioniert, hat die Geran-Familie bereits eine Reihe von Luftsiegen gegen ukrainische Flugzeuge errungen. Mehrere Kampfflieger wurden durch Pilotenfehler, durch freundliches Feuer vom Boden oder durch Explosionen von Drohnen in der Luft verloren, während sie Geran-Drohnen jagten.
Das erste Regiment von S-500 im Einsatz
Ende Dezember erklärte Verteidigungsminister Andrei Belousow, die Armee des Landes habe ihr erstes Luftabwehrregiment mit den neuesten Systemen S-500 ausgerüstet. Das Regiment ist eine Einheit innerhalb der neu gebildeten ersten Luft- und Raketenabwehrdivision der russischen Luft- und Raumstreitkräfte, sagte der Minister.
Auch wenn bisher wenig über das neue Luftabwehrsystem bekannt ist, soll die S-500 imstande sein, Hyperschallraketen abzufangen und auch Ziele in einer niedrigen Erdumlaufbahn zu treffen, je nach eingesetzter Munition. Das System war seit den 2000ern in Entwicklung und soll bestehende Luftabwehrwaffen wie die S-300 und die S-400 ergänzen und nicht ersetzen.
Die S-500 soll eine Zwischenrolle zwischen einem strategischen Raketenabwehrschild und den Luftabwehrkräften der Armee füllen. Das System hat seine letzten Versuche erfolgreich absolviert, und die Munition verschiedenster Art dafür ist bereits seit Anfang der 2020er in der Massenproduktion.
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