Top-Geschäftsmann: Russland ist keine Welttankstelle mehr

Der Rubelkurs ist nach Angaben des Großunternehmers Potanin nicht länger an den Ölpreis gekoppelt – ein Zeichen für den Wandel Russlands von einer "Welttankstelle" hin zu einer hochtechnologischen und diversifizierten Wirtschaft.

Der Rubelkurs hängt nicht mehr vom Ölpreis ab, was die Diversifizierung der russischen Wirtschaft widerspiegelt. Diese Meinung äußerte der Chef der Investmentgesellschaft Interros und Präsident des Bergbauunternehmens Nornickel, Wladimir Potanin, in einem Interview mit dem Fernsehsender Rossija 24:

"Früher korrelierte der Rubelkurs sehr stark mit dem Ölpreis. [...] Jetzt hat er sich vom Öl gelöst. Und das ist gut so. Dies bestätigt die These, dass unser Land längst aufgehört hat, eine Welttankstelle zu sein, und sich zu einem hochtechnologischen Land entwickelt, das nicht mehr nur auf Energieressourcen ausgerichtet ist."

Zuvor hatte der russische Präsident Wladimir Putin wiederholt davon gesprochen, dass Russland seine Abhängigkeit von Öl und Gas verliere. Im Jahr 2023 merkte er an:

"Früher hat man mit dem Finger auf uns gezeigt und gesagt, wir seien eine Tankstelle und keine Wirtschaft. Wenn sich das alles ändert, werden wir selbstständig."

Als Tankstelle bezeichnete der US-Kongressabgeordnete John McCain Russland im Jahr 2014.

Nach Berechnungen von Bloomberg auf der Grundlage von Daten des Finanzministeriums gingen die Einnahmen des russischen Staatshaushalts aus dem Ölhandel im September 2025 im Vergleich zum selben Zeitraum des Jahres 2024 um etwa 20 Prozent zurück.

Die Agentur führt den Rückgang der Einnahmen auf den Verfall der Ölpreise und die Stärkung des Rubels zurück. Der durchschnittliche Preis für Urals-Öl lag im August bei 57,55 US-Dollar pro Barrel, was einem Rückgang von 18 Prozent gegenüber 2024 entspricht, während der Rubel im gleichen Zeitraum um 10 Prozent aufgewertet wurde.

Finanzminister Anton Siluanow hatte zuvor Pläne angekündigt, die Abhängigkeit des Haushalts von Öl- und Gaseinnahmen jährlich zu verringern. Seiner Prognose zufolge werde der Anteil dieser Einnahmen im Jahr 2026 etwa 20 bis 22 Prozent betragen, während er zuvor über 50 Prozent lag.

Mehr zum ThemaPolen will zum wichtigsten Drehkreuz für LNG-Export nach Europa werden