Von Dmitri Skworzow
"Die russische Wirtschaft zeigt nicht nur Stabilität, sondern sorgt auch für tiefgreifende strukturelle Veränderungen. Die Verdopplung des nominalen BIP, Rekordwachstumsraten und die Verringerung der Abhängigkeit vom Rohstoffsektor sind die wichtigsten Ergebnisse unserer Arbeit in den letzten Jahren", erklärte der russische Vize-Premierminister Alexander Nowak.
Trotz des Sanktionsdrucks der vergangenen Jahre konnte Russland sogar seine Exporte von Erdöl und Erdölprodukten steigern – im Jahr 2021 brachte dies dem Land 181 Milliarden US-Dollar ein, im Jahr 2024 – 195 Milliarden US-Dollar. Die Lieferungen von Pipelinegas sind zwar – aus offensichtlichen Gründen – deutlich zurückgegangen, dafür sind die Exporte von Kohle und Basismetallen stabil geblieben. Aber, was noch wichtiger ist: Der Anteil der Nicht-Rohstoff-Exporte an den gesamten Lieferungen russischer Waren ins Ausland steigt von 32,2 Prozent im Jahr 2022 auf 34,8 Prozent im Jahr 2024. Im Jahr 2025 wird das Volumen der Nicht-Rohstoffexporte nach Angaben des russischen Ministeriums für Industrie und Handel voraussichtlich 149,24 Milliarden US-Dollar erreichen.
Am deutlichsten wird dieser Erfolg am Beispiel der russischen Landwirtschaft. Noch vor 15 Jahren, im Jahr 2010, beliefen sich die russischen Lebensmittelexporte auf lediglich 8,1 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2022 erreichten sie bereits 41,6 Milliarden.
Das weitere Wachstum war eher bescheiden – nicht zuletzt aufgrund der Probleme, die der Westen den russischen Getreideexporten zu bereiten versuchte. Dabei ging ein Teil der Lieferungen zu Vorzugspreisen an die ärmsten Länder Afrikas und Asiens. Im Jahr 2023 brachte der Lebensmittelexport Russland 43,5 Milliarden US-Dollar ein, im Jahr 2024 – 43 bis 45 Milliarden US-Dollar. Diese Schwankungen in den Zahlen sind darauf zurückzuführen, dass die Lieferungen in nationalen Währungen oder in Währungen russlandfreundlicher Länder bezahlt wurden und eine korrekte Umrechnung in US-Dollar recht schwierig ist.
Gleichzeitig erfolgte eine Umorientierung der russischen Lebensmittelexporte von Europa hin zu befreundeten Ländern.
Der Anteil Europas ging stark zurück, dafür stiegen die Exporte nach China, Indien, Ägypten, Iran, Saudi-Arabien, Afrika, in die Türkei und in die GUS-Staaten. Insgesamt lieferte Russland im Jahr 2024 Agrarprodukte bereits in 160 Länder weltweit.
Auch die Struktur der Lebensmittelexporte wurde zunehmend differenzierter: Zwar dominieren nach wie vor Getreide und Pflanzenöle, jedoch steigt der Anteil von Fleisch, Milchprodukten, Süßwaren, Getränken, Fischfilets und Fertiggerichten rapide an. Und übrigens: Vor nicht allzu langer Zeit wurde Russland auf dem Weltmarkt nicht nur zum führenden Lieferanten von Weizen, sondern auch von Pflanzenöl. Unser Land gehört auch zu den drei weltweit führenden Fisch-Exporteuren.
In den ersten acht Monaten des Jahres 2025 stieg der Export von Fleischfertigprodukten um 19 Prozent, von Teigwaren – um 25 Prozent, von Speiseeis – um 35 Prozent, von alkoholfreien Getränken – um 11 Prozent, von Süßwaren – um 7 Prozent, von Käse und Quark – um 19 Prozent und von Wein und Spirituosen – um 30 und 37 Prozent. All dies sind Produkte mit hoher Wertschöpfung, und dieses Wachstum ist nicht nur in den GUS-Ländern zu beobachten, sondern auch in China, der Türkei, Saudi-Arabien, Vietnam, Südkorea, Algerien, Angola und anderen Ländern Afrikas und Asiens.
Den zweitwichtigsten Nicht-Rohstoff-Exportsektor stellt die chemische Industrie dar, insbesondere die Düngemittelbranche.
Während die russischen Erdgaslieferungen ins Ausland zurückgegangen sind, steigt der Export von Düngemitteln, die auf Basis dieses Gases hergestellt werden – ein weiteres Beispiel für den erfolgreichen Absatz von Produkten mit hoher Gewinnmarge.
Im Jahr 2024 konnte Russland Düngemittel im Wert von rund 13 Milliarden US-Dollar ins Ausland verkaufen und damit mehr als 20 bis 22 Prozent des weltweiten Exports für sich beanspruchen. Damit festigte es seine Position als größter Marktteilnehmer in diesem Segment. Die Neuausrichtung der Lieferungen auf die BRICS-Länder, andere Länder Asiens und Afrikas sowie die Steigerung des russischen Marktanteils am weltweiten Export von Düngemitteln waren bereits vor Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine zu beobachten. So stiegen die Lieferungen von Düngemitteln nach Brasilien von 1,87 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 auf 3,55 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021. Seit 2023 ist Brasilien der größte Abnehmer russischer Düngemittel (im Jahr 2024 – 4,17 Milliarden US-Dollar). Neben anderen großen Abnehmern (Indien, China) steigern auch Länder wie Thailand, Mexiko, Vietnam, Bangladesch, Myanmar, Indonesien und die Türkei ihre Düngemittelimporte aus der Russischen Föderation.
Am stärksten von den Sanktionen betroffen war jedoch nicht der Gassektor, sondern der Export russischer Hightech-Industrieprodukte. Nach 2022 gingen die Exporte russischer Maschinenbauprodukte in die EU um 41 Prozent zurück. Die Exporte nach den USA, Großbritannien, Kanada, Japan und Südkorea sanken bis 2024 um das 9- bis 10-fache.
Aber auch in diesem Fall gelang es, die Lieferungen von Maschinenbauprodukten umzuleiten. Die Exporte von Industrieausrüstung nach China stiegen 2022 um 4 bis 5 Prozent und 2023 um etwa 30 Prozent (und nach Indien um 18 Prozent).
Am schnellsten nehmen die russischen Industrieexporte in die GUS-Staaten zu (vor allem nach Kasachstan, Weißrussland, Usbekistan, Armenien und Kirgistan).
Ein Großteil der russischen Industrieexporte entfällt auf Lieferungen von Energieanlagen (Kraftwerke, Turbinen, Generatoren, Transformatoren, Umspannwerke). Das "Flaggschiff" dieses Prozesses ist natürlich die "Perle" der russischen Energiewirtschaft – die Atomindustrie. Trotz der Sanktionen konnte die russische Atomindustrie ihre Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern sogar noch ausbauen. Hierzu ein anschauliches Beispiel: Am 19. November fand die feierliche Zeremonie zur Errichtung des Reaktorgehäuses des ersten Kraftwerksblocks des Atomkraftwerks El Dabaa statt, das derzeit von Russland in Ägypten gebaut wird.
Derzeit umfasst das Auslandsauftragsportfolio des russischen Staatskonzerns Rosatom 33 Kernkraftwerksblöcke mit hoher Leistung (und einige weitere mit geringer Leistung) in elf Ländern. 22 Kraftwerksblöcke befinden sich in der Bauphase (Betonarbeiten, Bau und Anlageninstallation).
Die übrigen Projekte befinden sich in der Vertrags-, Genehmigungs- und Vorbereitungsphase (z. B. "Paks II" in Ungarn, zwei VVER-1200-Blöcke mit der Aussicht auf eine Erweiterung auf vier in Usbekistan, weitere Etappen indischer Projekte usw.). Die Exporteinnahmen dieses Staatskonzerns beliefen sich im Jahr 2024 auf über 18 Milliarden US-Dollar – 2,14-mal mehr als im Jahr 2021 (8,4 Milliarden US-Dollar).
Die Aussichten für einen langfristigen Anstieg der russischen Exporte von Energieanlagen werden von Experten mit der Verbesserung der Beziehungen zu afrikanischen Ländern in Verbindung gebracht.
In Afrika gibt es zahlreiche Energieeinrichtungen, die noch im 20. Jahrhundert mithilfe sowjetischer Fachleute gebaut wurden. Während des "grünen" Energiebooms hegten die afrikanischen Länder die Hoffnung, dass ihre Umstellung auf erneuerbare Energieträger von den Industrieländern finanziert würde. Heutzutage bestehen diese Hoffnungen nicht mehr: Die Idee einer vollständigen Umstellung auf erneuerbare Energiequellen erwies sich als diskreditiert, und in Afrika steht nun die Modernisierung bestehender Energieanlagen (sowie der Bau neuer Erzeugungsanlagen) auf der Tagesordnung.
Dank der Erfahrungen mit der Modernisierung der Energiewirtschaft, die von der UdSSR übernommen wurde, verfügt Russland über erhebliche Wettbewerbsvorteile. Experten schätzen das Gesamtauftragsvolumen für das kommende Jahrzehnt auf mindestens 150 Milliarden US-Dollar.
Noch größere Perspektiven verspricht jedoch der Export russischer Softwareprodukte und IT-Lösungen. Dies gilt insbesondere für Länder, die mit Russland verbündet oder ihm gegenüber neutral sind. Allein in der ersten Hälfte des laufenden Jahres überstieg die Zahl der Projekte russischer IT-Unternehmen, die in Länder des Globalen Südens exportiert wurden, den Wert für das gesamte Jahr 2024. Das Exportvolumen von Computerdienstleistungen belief sich im ersten Halbjahr auf über 1,2 Milliarden US-Dollar.
Selbstverständlich bleibt der Export von Kohlenwasserstoffen weiterhin eine wichtige Voraussetzung für eine positive Handelsbilanz Russlands. Aber der wachsende Nicht-Rohstoff-Export zeigt, wie sich die russische Wirtschaft in einer postglobalen Welt entwickeln kann. Der russische Nicht-Rohstoff-Export wird immer komplexer und diversifizierter – er erstreckt sich mittlerweile weit über Waffen und Weizen hinaus. In zahlreichen Wirtschaftsbereichen weist Russland einzigartige Kompetenzen und ein beträchtliches Exportpotenzial auf.
Die aktuellen geopolitischen Veränderungen führen dazu, dass immer mehr Partner Russlands echte internationale Subjektivität und reale Souveränität erlangen. Sie können nun selbstständig entscheiden, mit wem die Zusammenarbeit am vorteilhaftesten ist, ohne auf den Druck des Westens Rücksicht nehmen zu müssen. So erhält Russland die Möglichkeit eines stabilen industriellen Wachstums – unter anderem durch Industrie-, Agrar- und andere Exporte, die nicht von der Rohstoffförderung und den Weltölpreisen abhängig sind.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19. November 2025 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.
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