Am 20. Dezember 2025 öffnet das Nationalzentrum "Russland" in Moskau seine Türen für das Zweite Internationale Katharinen-Forum. Bei dieser groß angelegten gesellschaftlich-staatlichen Veranstaltung kommen Vertreter der Regierung, eines Expertengremiums, der Wirtschaft, der Medien, national-kultureller Vereinigungen sowie internationale Gäste zusammen. Das Forum knüpft an die 2023 begonnene Linie an und ist eine zentrale Plattform für bürgerliche Identität, humanitäre Integration und Volksdiplomatie.
Historische Wurzeln und Idee
Die ideologische Grundlage der Katharinen-Foren bilden die Aufrufmanifeste Katharinas II., insbesondere das Manifest vom 22. Juli 1763 "Über die Einladung von Ausländern nach Russland". Diese Dokumente legten ein einzigartiges Modell staatlicher Migrationspolitik des 18. Jahrhunderts fest, geprägt von Offenheit, Vertrauen und Aufbauorientierung.
Katharina die Große, die 1762 den Thron bestieg, wollte Russland zu einem starken, aufgeklärten Staat entwickeln, der nicht nur seine Grenzen schützt, sondern auch die Voraussetzungen für wirtschaftliches Wachstum schafft. Das Manifest richtete sich an Handwerker, Landwirte, Ingenieure, Ärzte und Unternehmer aus Europa, die bereit waren, für das neue Vaterland zu arbeiten. Den Ausländern wurden Religionsfreiheit, Steuer- und Eigentumsvorteile sowie Landzuweisungen garantiert.
Das Ergebnis war die Ansiedlung zehntausender Familien aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich und anderen europäischen Ländern. Im Süden Russlands, im Wolgagebiet, im Ural und am Schwarzen Meer entstanden die ersten deutschen Kolonien. Sie trugen entscheidend zur Entwicklung von Landwirtschaft, Handwerk, Industrie, Wissenschaft und Bildung bei. In dieser Zeit entstand eine neue Ethnie – die Russlanddeutschen, ein integraler Bestandteil des multiethnischen Russlands.
Konstantin Matis, Präsident der Föderalen Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen, betonte in diesem Zusammenhang:
"Katharina II. hat einen einzigartigen zivilisatorischen Kurs gesetzt – Russland ist offen für alle, die bereit sind, hier zu leben, zu arbeiten und zu schaffen. Dank ihrer Manifeste kamen tausende Menschen ins Land, die nicht Gäste, sondern Bürger wurden – sie brachten Arbeit, Kultur und Geist in das gemeinsame Werk der Entwicklung Russlands ein. Die von ihr vorgelegten Prinzipien – Vertrauen, Zusammenarbeit, Respekt vor Tradition – sind heute aktueller denn je."
Katharinen-Forum 2025 – Forum-Einladung nach Russland
Das Forum 2025 greift diese historische Linie auf und interpretiert sie für das 21. Jahrhundert neu. Unter dem Motto "Forum-Einladung nach Russland" betont es die Fortsetzung der humanitären Politik, welche Menschen unterstützt, die traditionelle geistig-moralische Werte teilen und bereit sind, ihre Zukunft mit Russland zu verbinden. Zugleich dient die Veranstaltung als praktische Plattform zur Umsetzung des Präsidialerlasses Nr. 702 vom 19. August 2024 über humanitäre Unterstützung.
Teilnehmer und Organisatoren
Organisiert wird das Forum von der Versammlung der Völker Russlands und der Föderalen Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen, unterstützt durch das Föderale Nationalitätenamt, den Präsidialrat für interethnische Beziehungen und den Ausschuss für internationale Angelegenheiten der Staatsduma.
Es werden bis zu 700 Teilnehmer erwartet, darunter Vertreter der Präsidialverwaltung, Staatsduma, Föderationsrat, Bundes- und Regionalbehörden, Experten, Leiter national-kultureller Vereinigungen, Medien, Wirtschaft sowie ausländische Bürger und Landsleute, die in Russland erfolgreich tätig sind.
Unter den Gästen sind Magomedsalam Magomedow (stellvertretender Leiter der Präsidialverwaltung), Wladimir Wassiljew (Vorsitzender der Versammlung der Völker Russlands), Senator Alexander Karelin, die Duma-Abgeordnete Maria Butina sowie Eduard Prinz von Anhalt, ein Nachfahre Katharinas II., der als Journalist und Aktivist in Deutschland tätig ist.
Russlands Präsident Wladimir Putin kündigte an, dass er das Katharinen-Forum besuchen werde, "wenn es der Zeitplan erlaubt."
Programm und Themenschwerpunkte
Das Forum umfasst eine Reihe zentraler Diskussionsformate: einen öffentlichen Dialog mit dem Titel "Russland – Raum der Möglichkeiten. Werte bewahren, Zukunft gestalten" sowie eine Plenardiskussion mit dem Titel "Russland – neue Arche der Zivilisationen und traditionellen spirituellen und moralischen Werte." Dazu gehören außerdem thematische Sektionen:
- "Humanitäre Übersiedler": Praktiken der Integration ausländischer Bürger und Umsetzung von Erlass Nr. 702.
- "Architektur des interethnischen Friedens": Historische und moderne Erfahrungen der Stärkung des Einvernehmens zwischen den Völkern Russlands.
- "Russland als Anziehungspunkt": Neue Möglichkeiten für hoch qualifizierte Fachkräfte.
- "Stärkung der internationalen Zusammenarbeit": Entwicklung der Volksdiplomatie und Unterstützung der Landsleute im Ausland.
- "Ausländer im Dienst des russischen Staates": Beiträge ausländischer Bürger zur Entwicklung Russlands.
- "Einheit der Völker Russlands als Fundament von Stabilität und internationalem Frieden": Rolle des kulturellen Codes unter globalen Herausforderungen.
- "300. Geburtstag Katharinas II.": Vorschläge für das Jubiläumsprogramm.
- "Medienbild Russlands": Überwindung von Stereotypen und Förderung eines objektiven Russlandbildes.
Während des Forums werden kreative Ausstellungen wie "Buch der Märchen" und "Traditionelles Russland" gezeigt.
Bedeutung und Ziele
Durch seine thematische Breite versteht sich das Katharinen-Forum als systematische Plattform für Austausch zwischen Staat, Experten und Gesellschaft. Sein Ziel besteht darin, die innere Solidarität zu stärken, Russland als Raum der Möglichkeiten für werteorientierte Menschen zu präsentieren und moderne Integrationsmodelle zu entwickeln, die auf Respekt, gegenseitigem Verständnis und Gemeinwohl basieren.
Die historische Kontinuität zwischen den Manifesten Katharinas II. und dem Forum zeigt: Russland bleibt offen für Kooperation – jedoch auf der Basis eines starken kulturellen Fundaments. Wie im 18. Jahrhundert geht es nicht nur um Migration, sondern um Vertrauen, Wertschöpfung und gemeinsames Wachstum.
Gleichzeitig stellt das Forum einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Feier des 300. Geburtstags von Katharina II. im Jahr 2029 dar und stärkt die humanitäre und kulturelle Agenda des modernen Russlands.
Mehr zum Thema - Pianist Justus Frantz erhält von Putin Freundschaftsorden: "Musik soll Brücken bauen"