"Nur mit Feuerzeug und Messer" ‒ Russischer Mann überlebt eine Woche in der Taiga

Nachdem er sich in der Taiga im Uralgebirge verirrt hatte, musste ein russischer Mann mit nur einem Feuerzeug und einem Messer in der Wildnis überleben. Er begegnete Wölfen und Bären, aß selbst gesammelte Beeren und Kräuter – und konnte nach einer Woche gerettet werden.

Ein Ausflug in die Natur wurde für einen Bewohner der russischen Stadt Jekaterinburg zu einem lebensgefährlichen Extremabenteuer. Mitte September reiste der 43-jährige Fjodor Medwedew mit einer Gruppe von Bekannten ins Umland des Bergs Olwinski Kamen im Gebiet Swerdlowsk, um Pinienzapfen zu sammeln. Am 18. September kehrte er nicht zur verabredeten Zeit zum Lager zurück. Medwedew erzählte:

"Ich ging aus dem Lager in den Wald. Im Prinzip kann ich mich in Wäldern orientieren, doch irgendwann verirrte ich mich. Ich hatte nur ein Feuerzeug und ein Messer dabei, sonst nichts. Dort ist überall Taiga, man bekommt große Angst."

Für die Nacht machte sich Medwedew ein Feuer, um sich zu wärmen, aber auch um ein Zeichen von sich zu geben ‒ statt Menschen lockte er allerdings Wölfe an:

"Gleich in der ersten Nacht kamen die Wölfe. Ich wachte auf, hörte das Geräusch, griff ins Feuer und begann, sie mit brennenden Stöcken zu bewerfen."

Auf diese Weise verbrannte sich der unfreiwillige Abenteurer die Finger. Am zweiten Tag begegnete Medwedew, dessen Nachname sich vom russischen Wort für "Bär" ableitet, seinem wilden Namensvetter:

"Am zweiten Tag gab es einen Bären, wir sahen einander aus sieben bis zehn Metern Entfernung. Er kam zum Fluss zum Trinken, ich stand am anderen Ufer. Er trank und ging weg. Doch mein Nachname ist Medwedew. Ich denke, ein Bär würde einen anderen Bären nicht fressen."

Medwedew betonte, dass man in solchen Situationen nicht in Panik verfallen dürfe. Die folgende Woche schritt er durch die Taiga. Dabei ernährte er sich von Beeren, Kräutern, Zapfen sowie von Pilzen, die er auf einer improvisierten Steinpfanne briet. Wegen der nächtlichen Kälte und der Gefahr durch wilde Tiere konnte der Mann kaum schlafen. Eine Woche lang sah Medwedew keine Spuren von Menschen und erreichte erst am siebten Tag eine Straße. Er erklärte:

"Die Taiga ist tagsüber zwar schön, doch nachts furchterregend."

Die Suche nach Medwedew wurde nach seinem Verschwinden begonnen. Am Rettungseinsatz nahmen Mitarbeiter des russischen Katastrophenschutzministeriums, mehrere ehrenamtliche Rettungstrupps und andere Freiwillige teil. Die Suche wurde durch das unwegsame sumpfreiche Gelände und das Fehlen einer Telefonverbindung stark erschwert. In der Meldung des an der Suche beteiligten Rettungstrupps "Proryw" in den sozialen Netzwerken hieß es zum Einsatz:

"Das war eine der schwierigsten Suchaktionen. Hunderte Kilometer. Hunderte von Menschen. Möglichst viele Strukturen, Freunde und Freiwillige wurden hinzugeschaltet. Die Menschen lebten eine Woche lang in der Taiga, umgeben von wilden Tieren. Zu Fuß, mit Autos und Sumpfbuggys wurden 600 Kilometer zurückgelegt. Das Gelände wurde auch mithilfe von Drohnen durchsucht."

Schließlich wurde Medwedew am 25. September von Spezialisten eines Rettungstrupps gefunden, als er, wenige Dutzend Meter vom ursprünglichen Lager seiner Gruppe entfernt, völlig erschöpft aus dem Wald heraustrat. Der Mann erhielt die notwendige medizinische Behandlung, sein Zustand wurde als mittelschwer eingeschätzt.

Gegenwärtig ist Medwedew wieder bei seiner Familie, allerdings muss er in Jekaterinburg noch weiter medizinisch versorgt werden. Seine Frau dankte allen Teilnehmern des Rettungseinsatzes.

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