Russland geht neuen Schritt in der Entwicklung neuer Systeme der elektronischen Kampfführung

Das russische Verteidigungsministerium gründet eine wissenschaftliche Einrichtung im Bereich der Entwicklung von Systemen zur elektronischen Kampfführung. Militärexperten meinen, dass Mittel zur Bekämpfung von Drohnen mit KI und unbemannten Booten Vorrang haben sollten.

Von Nikita Mironow

Auf Beschluss von Minister Andrei Beloussow wird im russischen Verteidigungsministerium eine eigene Einrichtung geschaffen, die militärwissenschaftliche Forschungen im Bereich der Entwicklung von Systemen zur elektronischen Kampfführung (REB) und des "Aufbaus von REB-Truppen" durchführen wird. In einer entsprechenden Mitteilung des Ministeriums heißt es:

"Bis zuletzt war die Einrichtung Teil einer der höchsten Bildungseinrichtungen des russischen Verteidigungsministeriums. Die Gründung einer neuen (separaten) Organisation wird es ermöglichen, das Potenzial der wissenschaftlichen Schule im Bereich der elektronischen Kampfführung zu konsolidieren, eine garantierte Lösung für eine Reihe von wissenschaftlich-technischen und angewandten Fragen zu gewährleisten sowie die Einführung von Entwicklungen in vielversprechenden Bereichen der elektronischen Kampfführung zu beschleunigen, damit diese so schnell wie möglich an die Truppen geliefert werden können."

Experten glauben, dass das neue Forschungszentrum gerade jetzt gegründet wird, weil die vorhandenen Systeme der elektronischen Kampfführung im Laufe der Zeit ihre Wirksamkeit als Mittel zur Bekämpfung feindlicher Drohnen verlieren. Eines der größten Probleme sind dabei Drohnen mit Glasfaserverbindung. Der Militärexperte und Direktor des Luftabwehrmuseums Juri Knutow erklärt gegenüber der Zeitung Wsgljad:

"Sie sind praktisch geräuschlos, werden über ein Kabel gesteuert und können grundsätzlich nicht mit den derzeitigen Systemen der elektronischen Kampfführung bekämpft werden."

Darüber hinaus setzt der Gegner zunehmend Drohnen ein, die in der Lage sind, ihre Kommunikations- und Steuerungsfrequenzen schnell zu wechseln. Wie der Experte erklärt, scannt der Gegner die Frequenzen, erkennt, welche davon von den russischen elektronischen Gegenmaßnahmen gestört werden, und wechselt schnell zu freien Frequenzen. Die elektronischen Abwehrsysteme schaffen es dann nicht, diese zu "blockieren". Ganz zu schweigen davon, dass die ukrainischen Streitkräfte oft nicht standardmäßige Frequenzen verwenden. Sie steuern Drohnen auf Frequenzen von 2,1 bis 2,9 Gigahertz, und die Übertragung des Videosignals erfolgt auf Frequenzen von 4 bis 4,5 Gigahertz und von 5,8 bis 7 Gigahertz. Infolgedessen werden die meisten herkömmlichen elektronischen Abwehrsysteme unwirksam.

Die Probleme liegen nicht nur in der Technologie, sondern auch in der Fertigungsqualität. Geräte der elektronischen Kampfführung sind zu einem Massenprodukt geworden, das unter anderem von sogenannten "Garagen-Militärindustrien", das heißt, von handwerklich begabten Bastlern, hergestellt wird, die ihre Produkte dann an Militäreinheiten liefern. Es gibt keine Kontrolle über die Fertigungsqualität solcher Geräte. Es gibt Berichte, dass das häufigste Problem solcher Geräte der elektronischen Kampfführung eine schnelle Überhitzung und Kurzschlüsse sind. Oft entspricht die angegebene Leistung des Geräts nicht der tatsächlichen Leistung. Knutow erklärt:

"Derzeit werden die elektronischen Kampfführungssysteme für die russische Armee von zahlreichen Unternehmen der Rüstungsindustrie hergestellt, die in keiner Weise miteinander verbunden sind. Im Ergebnis sind wir dem Gegner nicht voraus, sondern holen ihn ständig ein und versuchen, mithilfe der Verbesserung der elektronischen Kampfführungssysteme auf seine Innovationen im Bereich der Drohnen zu reagieren. Und das ist eine verfehlte Strategie. Um zu gewinnen, muss man vorausschauend arbeiten. Im Sinne von: Das Schwert existiert noch nicht, aber der Schild ist schon fertig."

Mit anderen Worten: Es gibt keine einheitlichen Standards und Technologien für die Herstellung von elektronischen Kampfführungssystemen. Das neue Forschungszentrum soll nicht nur neue elektronische Kampfführungssysteme entwickeln, sondern auch die Produktion der vorhandenen Systeme standardisieren.

Die Steigerung der Effizienz von elektronischen Kampfführungsmitteln drängt sich auch aus anderen Gründen auf. So berichtet die britische Financial Times, dass die USA vorhätten, bis Ende des Jahres 33.000 "Angriffspakete" von Drohnen mit künstlicher Intelligenz (KI) an die ukrainischen Streitkräfte zu liefern. Diese werden von dem auf künstliche Intelligenz spezialisierten US-amerikanisch-deutschen Unternehmen Auterion hergestellt. Das Blatt weist darauf hin, dass Drohnen mit künstlicher Intelligenz, die sich bei Angriffen selbst organisieren können, "den Drohnenkrieg in der Ukraine auf eine neue Ebene heben könnten". Die Financial Times zitiert den Geschäftsführer von Auterion, Lorenz Meyer, mit den Worten:

"In dieser neuen Phase des Drohnenkriegs nutzen Gruppen unbemannter Fluggeräte KI, um ihre Angriffe auf feindliche Stellungen selbstständig zu koordinieren. Solche Gruppen werden als 'Schwarm' bezeichnet, und ihr Aufkommen ist ein sehr wichtiger Moment."

Juri Knutow erläutert dazu:

"Diese Technologie wird es ermöglichen, die Anzahl der Drohnenpiloten, an denen es den ukrainischen Streitkräften derzeit dringend mangelt, drastisch zu reduzieren. Ein Drohnenschwarm kann unseren Streitkräften große Probleme bereiten, und wir müssen im Voraus darauf reagieren, indem wir das elektronische Abwehrsystem verbessern. Genau aus diesen Gründen brauchen wir ein neues Forschungszentrum."

Es sei daran erinnert, dass Mittel zur elektronischen Kampfführung nicht nur und nicht einmal in erster Linie zur Bekämpfung feindlicher Drohnen bestimmt sind. Es gibt auch andere Angriffsmittel, darunter maritime, gegen die mit ähnlichen Instrumenten vorgegangen werden muss. Dazu gehören vor allem unbemannte Überwasserschiffe, mit denen die ukrainischen Streitkräfte versuchen, russische Objekte im Schwarzen Meer anzugreifen. Der Experte merkt an:

"Derzeit werden sie auf altmodische Weise zerstört: mit Raketen und Maschinengewehren. Aber natürlich ist es effektiver, Mittel der elektronischen Kampfführung einzusetzen, um die unbemannten Boote vom Kurs abzubringen."

Möglicherweise war einer der Gründe für die Gründung des neuen Forschungszentrums die Militärparade in Peking am 3. September, bei der China seine neuesten Entwicklungen im Bereich der elektronischen Kampfführung vorstellte. Insbesondere wurden bei der Parade fünf Arten von Waffen gezeigt, die laut dem Kommentator der Parade "auf allen Frequenzen Aufklärungsarbeiten durchführen und eine präzise Zielbekämpfung gewährleisten, sich gegen Luft- und Weltraumangriffe verteidigen und die Netzwerke des Feindes zerstören können".

Darüber hinaus hat die Chinesische Gesellschaft für Luft- und Raumfahrtwissenschaft und -technologie (CASC) eine sogenannte Strahlenkanone entwickelt, die in der Lage ist, die Stromversorgung auf einer Fläche von mindestens 10.000 Quadratmetern vollständig auszuschalten. Im Grunde genommen handelt es sich dabei ebenfalls um ein Mittel der elektronischen Kampfführung, allerdings um ein weitaus leistungsfähigeres. Auch Russland sollte etwas Ähnliches entwickeln. Knutow betont:

"In Russland wurde eine ähnliche Waffe entwickelt – das System 'Alabuga'. Aber wenn es bisher noch nicht zum Einsatz gekommen ist, bedeutet das, dass es noch verbessert werden muss, womit sich das neue Forschungszentrum ebenfalls befassen könnte. Wir brauchen Geräte, die die Drohnen des Gegners buchstäblich verbrennen können."

Nach Ansicht des Experten ist ein weiterer vielversprechender Arbeitsbereich des neuen Forschungszentrums die Entwicklung hyperspektraler Systeme. Solche elektronischen Kampfführungsmittel könnten schnell einen breiten Frequenzbereich analysieren, die Funkfrequenzsignale des Gegners genau identifizieren und unterdrücken. Mithilfe solcher Systeme könnten Einheiten der elektronischen Kampfführung komplexere und gut geschützte Drohnen des Gegners unterdrücken.

Die Entscheidung des russischen Verteidigungsministeriums, meint der Experte, soll Russland helfen, das Wettrüsten im Bereich der elektronischen Kampfführung zu gewinnen. Denn weder die ukrainischen Streitkräfte noch die NATO verfügen über ein solches Forschungszentrum. Ja, auch die Ukraine nutzt aktiv elektronische Kampfführung: Sie reicht bei der NATO Anträge ein, welche Systeme mit welchen Eigenschaften sie benötigt, und erhält diese über die NATO-Agentur für Unterstützung und Beschaffung (NATO Support and Procurement Agency, NSPA). Juri Knutow erklärt:

"Das Problem sowohl der ukrainischen Streitkräfte als auch der NATO besteht darin, dass die elektronischen Kampfführungssysteme von verschiedenen Militärunternehmen hergestellt werden, die untereinander nicht koordiniert sind. Dort arbeitet jeder für seinen eigenen Profit, es handelt sich um Privatunternehmen."

Infolgedessen gebe es kein einheitliches wissenschaftliches Zentrum, das die Konstrukteure zusammenbringen würde, so der Experte. In Russland wird es endlich ein solches Zentrum geben.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 19. September 2025 zuerst auf der Webseite der Zeitung "Wsgljad" erschienen.

Nikita Mironow ist ein Militäranalyst bei der Zeitung "Wsgljad".

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