Putin erinnert – Die USA planen die Annexion Grönlands seit den 1860er-Jahren

Die andauernden Spannungen um die Insel sollten nicht als "extravagantes Gerede" der US-Regierung abgetan werden, so der russische Präsident in seiner Rede auf dem 6. Internationalen Arktisforum in Murmansk.

Die Ehefrau von US-Vizepräsident JD Vance reiste in diesen Tagen nach Grönland, der zweite Mann in Washington wird ebenfalls noch für diese Woche erwartet. Die Bewohner der Insel, wie auch die dänische Regierung, werten den Besuch als eine weitere Provokation seitens der US-Regierung. Der russische Präsident Wladimir Putin warnte auf dem 6. Internationalen Arktisforum, dass zurückliegende US-Regierungen, wie auch die Trump-Administration seit langem Pläne hegen, Grönland unter seine Kontrolle zu bekommen. Die anhaltenden Spannungen um die größte Insel der Welt sollten daher ernst genommen werden, so Putin.

In seiner Rede auf dem Internationalen Arktisforum in Murmansk am Donnerstag ging Putin auf die anhaltenden Spannungen um das halbautonome dänische Territorium Grönland und die wiederholten Interessenbekundungen und Pläne des amtierenden US-Präsidenten ein, die Insel zu annektieren. Trump griff am Mittwoch erneut das Thema Grönland auf und behauptete, dass der Besitz der Insel durch die USA notwendig sei, um "einen großen Teil dieser Erde angemessen zu verteidigen", und dies für alle von Vorteil wäre, damit auch im Sinne von Dänemark. Trump erklärte wörtlich in einem Podcast-Interview mit dem konservativen Talkmaster Vince Coglianese:

"Es ist eine Insel, die wir aus einer defensiven und sogar offensiven Haltung heraus brauchen, vor allem in der heutigen Welt, und wir müssen sie haben."

Trumps Äußerungen sollten daher mehr als ernst genommen werden, wies nun Putin in Murmansk darauf hin, dass die USA bereits seit über anderthalb Jahrhunderten Pläne zur Annexion Grönlands hegen. Er warnte:

"Jeder weiß von den Plänen der USA, Grönland zu annektieren. Wissen Sie, das mag jemanden nur auf den ersten Blick überraschen. Und es ist ein großer Irrtum zu glauben, dass es sich um eine Art extravagantes Gerede der neuen amerikanischen Regierung handelt."

Die Pläne der Amerikaner, Grönland zu erobern, gehen auf das Jahr 1860 zurück, fanden damals aber keine Unterstützung im Kongress, wie der russische Präsident erläuterte:

"Ich möchte Sie daran erinnern, dass der Kauf Alaskas 1868 in den amerikanischen Zeitungen ins Lächerliche gezogen wurde. Er wurde als Wahnsinn, als 'Eiskasten' und als 'Eisbärengarten' von Andrew Johnson, dem damaligen US-Präsidenten, bezeichnet. Und seine Grönland-Vorschläge scheiterten."

Die Vereinigten Staaten, Deutschland und Dänemark standen zudem im Jahr 1910 kurz vor der Unterzeichnung eines Landtauschabkommens, das eine Abtretung Grönlands an Amerika zur Folge gehabt hätte, so Putin. Das Abkommen scheiterte jedoch letztlich. 

Vom frühen 19. Jahrhundert bis in die 1950er-Jahre stand Grönland unter der vollständigen Kontrolle Dänemarks. Während des Zweiten Weltkriegs wurde es von den USA besetzt, nachdem das skandinavische Land selbst von Nazi-Deutschland erobert worden war. Heute befinden sich auf der Insel eine amerikanische Militärbasis und die Infrastruktur für ein Frühwarnsystem für ballistische Raketen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Insel zunehmend an Autonomie gewonnen; 1979 wurde ihr die Selbstverwaltung zugestanden, und 2009 erhielt sie schließlich das Recht, in einem Referendum ihre Unabhängigkeit zu erklären.

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