Der gutmütige, dickbäuchige Mann im roten Anzug könnte die nächsten Monate mit einer neuen Herausforderung rechnen: der russischen Justiz. Witali Borodin, Aktivist und Gründer eines Projekts für Sicherheit und Korruptionsbekämpfung, hat es auf den Santa Claus abgesehen.
Für ihn ist Santa eine "Marke aus unfreundlichen Ländern", deren weltweite Bekanntheit gefährlich sei. Schließlich handele es sich nicht um eine harmlose Märchenfigur, sondern um ein milliardenschweres imperialistisches Projekt, das traditionelle Werte unterwandere. Santa wird von der US-Firma Father Christmas Ltd. kontrolliert, deren Markenwert auf 1,6 Billionen US-Dollar geschätzt wird. Warum ist das gefährlich? Laut Borodin wird Santa finanziert, um das Image von Väterchen Frost, dem russischen Weihnachtsmann, zu ersetzen. Deswegen hat er eine offizielle Beschwerde an die russische Generalstaatsanwaltschaft eingereicht.
Die Forderung mag übertrieben erscheinen, ist aber kein Einzelfall. Erst Anfang Dezember gab es in einem Moskauer Eltern-Chat eine hitzige Diskussion darüber, ob Lego-Sets mit Santa-Figuren patriotisch genug seien, um sie zu verschenken. Wie lokale Medien berichteten, verloren die Eltern, die anfangs einen höflichen und neutralen Ton anschlugen, bald die Geduld und wurden obszön. Der Streit endete damit, dass eine Vertreterin des Elternkomitees, die darauf bestand, dass "Väterchen Frost nicht mehr in Mode ist", aus dem Chat entfernt wurde. Den Kindern wurde ein russischer Baukasten geschenkt.
Das hat Borodin wohl zum Anlass genommen, um nun Santa zu entzaubern.
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