Jan Jirásko ist einer jener Europäer, die beschlossen haben, ihr Leben mit Russland zu verbinden. Trotz aller geopolitischen Turbulenzen. Der Tscheche kam erstmals im Jahr 1998 hierher – und verliebte sich auf Anhieb in das Land. So sehr, dass er sich um einen Job in einer Autofabrik in Petersburg bemühte – schließlich ist Jan ausgebildeter Mechatroniker. Dann, im Jahr 2006, kam er nach Kaluga, um dort im Volkswagenwerk zu arbeiten. Und schließlich blieb er in Russland: hat geheiratet und ist Vater von zwei Töchtern geworden. Vor sechs Jahren beschloss die Familie Jirásko, in Russland eine Apfelweinproduktion aufzubauen. Für Jan ist Apfelwein ein sehr russisches Getränk, das hier einst genauso beliebt war wie in Europa, aber im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten ist. In einem Gespräch mit der Rossijskaja Gaseta sagt Jan mit Überzeugung:
"Äpfel aus alten russischen Obstgärten sind die besten für Apfelwein. Ich habe mit der Herstellung in Eichenfässern begonnen – in Europa wird er in Kastanienfässern zubereitet. Im Verband der Apfelweinhersteller sagt man mir, dass dieses Getränk französisch, englisch und spanisch ist. Und ich antworte, dass ich russischen Apfelwein herstelle und allen rate, nicht auf das Ausland zu schauen."
Jan sei sofort klar gewesen, dass Apfelwein nur aus seinen eigenen Äpfeln hergestellt werden sollte. Also bepflanzte er das Land, das er gekauft hatte, mit Apfelbäumen – und nun wird ein Teil seines Apfelweins aus seinen eigenen Äpfeln hergestellt.
Heute hat sein Unternehmen die geplante Kapazität erreicht und produziert 150.000 Liter Apfelwein pro Jahr – und der ist sogar in der Hauptstadt gefragt: Jirásko-Apfelwein wird von Moskauer Restaurants gekauft und auf dem Roten Platz verkauft. Und dieses Jahr wurde sein Unternehmen von der Behörde für Qualitätskontrolle, Roskatschestwo, als erster und bisher einziger Bio-Apfelweinhersteller des Landes zertifiziert. "Der Apfelwein von Jan Jirásko braucht fast zwei Jahre, um zu reifen. Schneller geht es nicht: Es handelt sich um ein 'wild' vergorenes Getränk ohne künstliche Zusätze", so die Rossijskaja Gaseta über seinen Wein.
Heute träumt Jan davon, so viele Konkurrenzunternehmen wie möglich zu haben. "Es ist profitabel, Wettbewerber zu fördern", sagt er, "Je mehr Leute Qualitätsgetränke herstellen, desto besser ist das für uns alle."
Und ein paar Mal im Jahr organisiert Jan in seinem Gebiet Kaluga kulinarische Feste, bei denen seine Apfelweinspezialität ausgeschenkt und seine legendäre gebratene Gans serviert wird. "Die Mesсhowski-Gans, benannt nach dem Landkreis, in dem Jans Apfelplantagen wachsen, ist zu einer echten Spezialität geworden – Gäste kommen aus dem ganzen Land, um sie zu probieren. Jans Liebe zu russischen Traditionen hat ihm auch hier zum Erfolg verholfen: Ein Freund von ihm fand einst ein altes Rezept aus dieser Gegend, die seit langem für die Gänsezucht berühmt ist. Also beschloss Jan, es auszuprobieren. Er erklärt:
"Die Gans wird fünf Stunden lang mit Äpfeln und Apfelwein im Ofen geschmort. Ich bin nicht der Erfinder dieses Gerichts – es stammt von hier. Wir servieren es mit Sauerkraut und Knödeln."
Die Gans von Jan Jirásko ist bereits zum Kult geworden – wer sie einmal probiert hat, will sie nicht mehr missen. Deshalb herrscht vor den Neujahrsfeiertagen auf Jans Hof Hochsaison – die Leute rufen ihn an, um Gänse für den Festtagstisch zu kaufen. "Auf dem Land zu leben, Apfelbäume zu pflanzen und zu wissen, dass man immer auf Hilfe zählen kann, sogar von völlig Fremden", so beschreibt der Tscheche Jan Jirásko sein russisches Leben.
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