Mexikanisches Feeling à la russe: Russland startet eigene Tequila-Abfüllung

Russland wird eine eigene Abfüllung von Tequila starten. Dazu hat die mexikanische Regierung offiziell die Genehmigung erteilt. Durch die Verlagerung der Abfüllung nach Russland wird das Getränk zwei- bis dreimal billiger sein als importierter Tequila in Flaschen, so die Experten.

Russischen Medien zufolge hat der erste russische Alkoholhersteller die Aufsichtsbehörde Rosalkogoltabakkontrol über den Beginn der Vermarktung von Tequila im Lande informiert. Der erste Tequila aus russischer Abfüllung heißt "La Pavesa". Er wird in der Wein- und Cognacfabrik Kolomna (Gebiet Moskau) von der Luding-Gruppe hergestellt, einem Importeur und Vertreiber von Alkohol, der Anfang des Jahres von der mexikanischen Regierung die Genehmigung erhalten hat, Tequila in Russland abzufüllen. Die Zusammensetzung umfasst Wasser und Tequila-Destillat, das aus dem Bundesstaat Jalisco, dem Heimatland des Getränks, geliefert wird, wie das Unternehmen auf Anfrage der Zeitung Rossijskaja Gaseta erklärte. Die Zeitung schreibt dazu:

"Mehrere einheimische Unternehmen haben ihre Absicht bekundet, Tequila in Russland abzufüllen. Im vergangenen Jahr meldete insbesondere das Kalugaer Werk Kristall solche Pläne. Vor anderthalb Jahren zog auch der Hersteller von starkem Alkohol Ladoga eine solche Möglichkeit in Betracht, sagt sein Präsident Weniamin Grabar. Aber damals war es angesichts der fast vollständigen Auslastung der Produktionsstätte mit den wichtigsten Getränken ‒ Wodka, Gin, Whisky ‒ nicht so günstig. Das Unternehmen schließt nicht aus, dass es später auf diese Idee zurückkommen wird. Aber im Moment beschränken sie sich auf Importe. Und der wächst durch die steigende Nachfrage."

Experten zufolge liegt die Kapazität des russischen Tequila-Marktes derzeit bei 2,5 bis 3,5 Millionen Litern pro Jahr. Laut Pawel Schapkin, Leiter des Zentrums für die Entwicklung der nationalen Alkoholpolitik, könnte der russische Tequila-Markt innerhalb von drei Jahren um das Zwei- bis Dreifache wachsen. "In den USA hat sich der Tequila-Absatz auf dem Niveau von Bourbon und Wodka eingependelt. In Europa wächst der Absatz um das Zweifache", sagt er.

Maxim Tschernigowskij, Leiter des Clubs der Fachleute des Alkoholmarktes, denkt, dass in Russland abgefüllter Tequila gute Aussichten habe. "Die Russen werden auf jeden Fall in Russland abgefüllten Tequila kaufen", meint er, "bereits jetzt produzieren etwa 15 Fabriken im Land Whisky und etwa die gleiche Anzahl Gin. Die Importsubstitution findet im Kopf statt. Vor ein paar Jahren konnten wir uns nicht vorstellen, wie wir russischen Whisky anstelle von schottischem Whisky trinken würden. Dasselbe geschieht nun mit Tequila."

Eine wichtige Rolle dürfte auch der Aspekt spielen, dass der im Inland abgefüllte Tequila um ein Vielfaches billiger sein wird als der importierte. Experten gehen davon aus, dass er zwei- bis dreimal kostengünstiger sein wird als importierter Flaschentequila.

Es wurde bereits berichtet, dass Unternehmer aus Russland und Mexiko an einer engeren Zusammenarbeit und einer Ausweitung der Kooperationsbereiche interessiert sind. Mexikanische Produzenten wollen vor allem den Absatz von Tequila, dem Nationalgetränk des lateinamerikanischen Landes, in Russland steigern. Nach der Gesetzgebung in Mexiko ist die Herstellung des Getränks mit 100 Prozent Agavenanteil nur in fünf Bundesstaaten erlaubt: Jalisco, Michoacán, Nayarit, Tamaulipas und Guanajuato. Allerdings kann ein Getränk mit 49 Prozent Agavenanteil als Destillat in andere Länder verschifft und dort abgefüllt werden. Die Abfüllung von Tequila außerhalb Mexikos erfordert eine offizielle Genehmigung der mexikanischen Regierung.

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