Ab dem 12. September wird eine Reihe ausländischer IT-Dienste, darunter Notion, Wix und Hubspot, ihre Tätigkeit in Russland einstellen. Der Hauptgrund für diesen Schritt sind die neuen Sanktionen der Vereinigten Staaten, die unter anderem die Bereitstellung von Cloud-Diensten in Russland untersagen.
Das US-amerikanische Finanzministerium kündigte am 12. Juni neue Sanktionen gegen Russland an. Im Rahmen dieses Maßnahmenpakets wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Arbeit des IT-Bereichs gelegt. Vor allem wurde US-amerikanischen Technologieunternehmen die Erbringung von IT-Beratungs- und -Designdienstleistungen sowie von IT-Support und Cloud-Diensten für die Bereiche betriebswirtschaftliche Software sowie Design- und Produktionssoftware untersagt.
Das Verbot tritt am 12. September in Kraft und gilt für die Erbringung solcher Dienstleistungen für alle Personen in Russland. Aus dem Dokument geht auch hervor, dass Personen mit Sitz im Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten sowie US-Bürger und -Organisationen, die außerhalb des Landes leben, diese Dienstleistungen nicht erbringen dürfen. Gleichzeitig wurde betont, dass die Beschränkungen dazu dienen, den Schaden für die einfachen Bürger zu minimieren und den öffentlichen Zugang zur Informationstechnologie zu erhalten.
Experten weisen jedoch darauf hin, dass die von der US-Regulierungsbehörde vorgelegten Formulierungen äußerst vage seien und daher die Gefahr bestehe, dass die Sanktionen auch für normale Bürger gelten. Es wird bereits berichtet, dass viele der sanktionierten Unternehmen ihre Dienste auch für normale Nutzer einstellen. Die Entscheidung, den Zugang für gewöhnliche Nutzer aus Russland zu beschränken, kam für viele überraschend, schreibt das Internetportal Tinkoff. Wahrscheinlich wollen sich die Unternehmen absichern und den Zugang für jedermann sperren, nicht nur für juristische Personen. Später kündigten Vertreter mehrerer Anbieter jedoch gewisse Milderungen an. So wird beispielsweise die Plattform Miro nach Rücksprache mit Anwälten weiterhin kostenlose Konten aus Russland bedienen, aber den Zugang für Firmenkonten abschalten.
Grundsätzlich ist das neueste Sanktionspaket des US-Finanzministeriums so chaotisch umrissen und ausgearbeitet, dass es völlig unklar ist, wer letztendlich bleiben darf und wer gehen muss. Immerhin gibt es eine Reihe von Ausnahmen von den Sanktionen und eine Reihe von Marktteilnehmern werden Sondergenehmigungen erhalten, um ihre Aktivitäten in Russland fortzusetzen. Doch im Moment gehen die Experten davon aus, dass viele Unternehmen den russischen Markt verlassen werden, um sich für den Fall der Fälle zu schützen. Das Portal Tinkoff erklärt:
"Es ist wahrscheinlich, dass wir am 12. September und in den nächsten Tagen die endgültige Liste der Dienste sehen werden, die aufgrund des neuen Sanktionspakets vom Markt genommen werden. Höchstwahrscheinlich handelt es sich um Plattformen, deren Hauptzweck ganz oder teilweise mit dem Wortlaut des OFAC übereinstimmt: Projektmanagement- und Analyseprogramme, kommerzielle Clouds und so weiter. Die Situation bei Miro ist ein Beispiel dafür, dass einige Unternehmen Russland vorsichtshalber verlassen, um nicht unter Sanktionen zu fallen."
Es bleibt auch unklar, was in einer Situation geschieht, in der eine Anwendung gleichzeitig unter das Verbot und die Ausnahmen des US-Finanzministeriums fällt, so die Experten. Alexei Lukazki, Unternehmensberater für Informationssicherheit bei Positive Technologies, fragt in seinem Blog: Wie könne man feststellen, ob eine Person Zoom für den persönlichen Gebrauch oder beispielsweise für Treffen zum Chip-Ankauf verwende? Er merkt an:
"Und es wird viele solcher Fragen geben, aber was werden die IT-Unternehmen tun? Diejenigen, die mutiger oder kleiner sind, werden weiterhin mit den Russen zusammenarbeiten. Diejenigen, die größer sind und über mächtige juristische Dienste verfügen, werden nach dem Motto 'für den Fall aller Fälle' alle ihre Dienste für Russland blockieren."
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