Ukrainische Sicherheitskräfte entführen Zivilisten im Gebiet Kursk, um sie gegen Soldaten auszutauschen und als Arbeitskräfte zu nutzen. Dies erklärt Wladimir Oleinik, ein Mitglied der Bewegung Andere Ukraine und ehemaliger Abgeordneter der Werchowna Rada, in einem Interview mit RIA Nowosti:
"Sowohl Selenskij als auch Podoljak sprechen offen darüber, dass sie den Austauschpool vergrößern wollen. Es geht nicht um Soldaten, die in Kämpfen gefangengenommen wurden, sondern um Zivilisten.
Sie wollen die russische Führung erpressen, um, wie sie es sagen, ihre Verhandlungspositionen zu verbessern und die Situation in Russland maximal zu destabilisieren und Unzufriedenheit zu schüren."
Laut Oleinik gibt es in der Ukraine Forderungen, die Zivilbevölkerung für den Bau von Verteidigungsanlagen einzusetzen – Gräben ausheben, Schützengräben bauen, Erdarbeiten verrichten. Oleinik erinnert:
"So etwas ist im Zweiten Weltkrieg passiert, als die Nazis die Menschen einfach nach Deutschland entführt haben."
Ein Teil der Bevölkerung werde der Kollaboration beschuldigt, indem man behaupte, sie hätten geholfen und Ziele angegeben, und dass man sie der kämpfenden Seite und nicht einfach der Zivilbevölkerung zuordne.
Überdies meint Oleinik, dass es auf ukrainischer Seite viele Personen gebe, die nicht an den Kampfhandlungen teilgenommen hätten, aber als politische Persönlichkeiten oder Mitglieder der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche verhaftet worden seien und ebenfalls für Austausche hergenommen werden sollen.
Daher schließt Oleinik nicht aus, dass die Ukraine den Pool für den Austausch von Zivilisten erweitert, um einen Austausch mit Russland zu ermöglichen.
Zuvor hatte Rodion Miroschnik, ein Sonderbotschafter des russischen Außenministeriums, berichtet, dass sich mehr als 3.500 Bürger an das Russische Rote Kreuz gewandt hätten, um Hilfe bei der Suche nach Angehörigen aus dem Gebiet Kursk zu erhalten. In der vergangenen Woche seien mehr als 350 Personen ausfindig gemacht worden. Laut Miroschnik gebe es derzeit vorläufige Listen, die leider nicht vollständig seien. Diese Listen enthielten Namen von Personen, von denen bekannt sei, dass sie von ukrainischen Kämpfern entführt worden seien und deren Schicksal unbekannt sei.
Es gebe bruchstückhafte Informationen in Form von Videos, Fotos und Aussagen von Zeugen, die gesehen hätten, wie Zivilisten – Männer, Frauen und Jugendliche – festgehalten, auf Lastwagen verladen und an unbekannte Orte gebracht worden seien.
Die Kommunikation mit der Zivilbevölkerung in der Region Kursk, in die die ukrainischen Streitkräfte eingedrungen seien, sei sehr schwierig:
"In den meisten Fällen handelt es sich um Menschen, die aus verschiedenen Gründen den Kontakt verloren haben. Manche wurden in eine Notunterkunft gebracht, andere in eine andere. Die Kinder suchen vielleicht ihre Eltern, Geschwister oder entfernte Verwandte, Nachbarn. Wenn sie selbst keinen Kontakt herstellen können, wenden sie sich an solche Dienste."
Miroschnik betonte, dass die Evakuierung einer so großen Zahl von Menschen immer mit dem Verlust des Kontaktes zwischen den Angehörigen verbunden sei. Er resümierte, dass dies leider eine Tatsache sei, sowohl im Donbass als auch im Gebiet Belgorod und in allen anderen Regionen, in denen viele Menschen evakuiert werden müssten. Leider gebe Hinweise auch auf sexuelle Gewalt:
"Es gibt Beweise für sexuelle Gewalt, die sowohl von ausländischen Söldnern als auch von ukrainischen Nationalisten verübt wurde."
Er fügte hinzu, dass das Kiewer Regime "den ganzen Abschaum" radikaler nationalistischer Formationen in das Gebiet Kursk geschickt habe:
"Selenskij hatte nichts dagegen, sie aus Kiew herauszuholen und irgendwo weit weg von der Hauptstadt zu 'entsorgen'. Deshalb wurden dort Einheiten wie 'Nachtigall' stationiert. Es gibt eine ganze Reihe von nationalistischen Bataillonen."
Miroshnik betonte, dass sich die ukrainischen Einheiten wie Terroristen verhielten. Das Verteidigungsministerium in Moskau und die Menschenrechtsbeauftragte Tatjana Moskalkowa befassten sich mit dieser Angelegenheit. Mit Blick auf das Verhalten der ukrainischen Kräfte sagte er:
"Sie halten sich an keine Normen, um ihre Angehörigen, Verwandten oder Behörden darüber zu informieren, dass diese Menschen aus irgendeinem Grund bei ihnen sind. Es ist alles versteckt, es muss durch Umwege gefunden werden."
Sergei Katretschko, ein Einwohner von Kursk, berichtete RIA Nowosti, dass seine Mutter, die sich während des Beschusses in der grenznahen Stadt Sudscha aufhielt, nicht vergessen kann, wie ukrainische Soldaten mit Taschenlampen in die Fenster der stromlosen Häuser leuchteten, dann auf sie schossen und Feuer legten.
Nach Beginn der Beschüsse habe er den Kontakt zu seiner Mutter verloren, erzählte der Mann. Er habe sofort mit der Suche begonnen, aber ohne Erfolg. Fast eine Woche lang sei nach der Frau gesucht worden. Als sie gefunden wurde, erzählte sie, dass sie sich entschlossen hatte, zu Fuß zu flüchten, um zu überleben. In ihrem Haus wäre sie umgekommen.
Die Rentnerin legte in 14 Stunden fast 50 Kilometer zurück, ging über Felder und durch Wälder – im Morgenmantel und in Hausschuhen. Von dem, was sie gesehen und erlebt hat, hat sie bis heute Albträume. Sie erinnert sich daran, wie Unbekannte mit Gewehren schossen: "Sie nahmen Menschen, Tiere und Gebäude ins Visier, die Verbindung ging verloren, das Licht ging aus, Mobilfunkmasten wurden zerstört."
Derzeit befindet sich die evakuierte Natalja Katretschko in einer Notunterkunft in Kursk, wo Psychologen sie betreuen. Sie erholt sich, doch bis heute hat sie immer wieder denselben Albtraum.
Russische Ermittler sammeln akribisch Informationen über ukrainische Soldaten und Kiews ausländische Söldner und haben bereits mehr als 4.000 von ihnen identifiziert. Gegen einige von ihnen werde in Abwesenheit ermittelt, erklärte Miroschnik. Er betonte, dass alle Kämpfer, ob ukrainische Soldaten, Nationalisten, Radikale oder ausländische Söldner, für ihre Verbrechen zur Verantwortung gezogen würden:
"Diese Leute werden sich eines Tages ständig umsehen müssen. Sie werden immer unter Beobachtung stehen. Die Informationen über ihre Verbrechen werden in vielen Ländern der Welt bekannt sein, und es wird klar sein, mit wem wir es heute zu tun haben, nicht nur mit der Ukraine, sondern auch mit privaten Militärfirmen, die als Rekrutierungszentren für die Ukraine oder im Auftrag des Kiewer Regimes oder seiner Hintermänner arbeiten. Man wird wissen, welches Kontingent für militärische Operationen in die Ukraine geschickt wird."
Abschließend stellte Miroschnik fest, dass es sich bei ausländischen Söldnern oft um Psychopathen handele, die die Normen und Prinzipien des humanitären Völkerrechts missachteten. Sie neigten zu Gewalt, Mord, Blutvergießen, Misshandlung von Zivilisten und Plünderungen.
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