Russischer Geheimdienst leitet Strafverfahren gegen CNN-Reporter ein

Der russische Geheimdienst FSB wirft einem "CNN"- Reporter vor, er habe in der Region Kursk illegal die Grenze zu Russland überquert. Dem britischen Journalisten drohen nun fünf Jahre Haft in Russland.

Der russische Geheimdienst FSB erklärte am Donnerstag, er habe ein Strafverfahren gegen einen CNN-Journalisten eingeleitet. Der Journalist habe die russische Grenze illegal überquert, um eine Reportage in der Region Kursk nach dem ukrainischen Überfall auf die Grenzregion zu drehen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag.

Demnach bezeichnete der FSB den beschuldigten Journalisten als Nick Paton Walsh. Er sei ein britischer Staatsbürger, der als CNN-Chefkorrespondent für internationale Sicherheitspolitik arbeite. Dem Reuters-Bericht zufolge soll der FSB auch gegen zwei ukrainische Journalisten ähnliche Verfahren eingeleitet haben.

CNN, das am 16. August einen Bericht aus Sudscha ausstrahlte, einer russischen Grenzstadt, die derzeit unter der Kontrolle Kiews steht, antwortete nicht sofort auf eine Bitte um Stellungnahme. In der CNN-Sendung reisten die Journalisten mit einem ukrainischen Militärkonvoi von der Ukraine nach Sudscha. Dort trafen sie auf eine fast verlassene Stadt, in der nur noch ein paar Dutzend ältere Einwohner lebten. Der FSB erklärte in seiner Stellungnahme, dass Moskau in Kürze einen internationalen Haftbefehl im Zusammenhang mit den Fällen der drei Journalisten ausstellen werde. Die Höchststrafe für jeden, der des illegalen Grenzübertritts für schuldig befunden wird, betrage fünf Jahre Gefängnis, hieß es.

Russland hatte Anfang der Woche einen hochrangigen US-Diplomaten nach Moskau einbestellt, um gegen das "provokative Vorgehen" amerikanischer Journalisten zu protestieren, die aus der Region Kursk berichtet hatten. Der Blitzeinmarsch der Ukraine in Kursk, der größte Einmarsch einer ausländischen Macht in Russland seit dem Zweiten Weltkrieg, begann am 6. August, als tausende ukrainische Soldaten die russische Westgrenze überschritten. Russland versuche "immer noch", so Reuters, die ukrainischen Truppen aus Kursk zu vertreiben. Dem Bericht zufolge erklärte Moskau am Donnerstag, russische Truppen hätten ukrainische Truppen an anderer Stelle zurückgeschlagen.  Die ukrainischen Angreifer hätten versucht, die Grenze in Brjansk, einer weiteren Grenzregion, zu überqueren.

In seinem Bericht zum russischen Strafverfahren gegen den CNN-Reporter fügte das Politikmagazin Politico noch hinzu, dass der russische Geheimdienst FSB erst in der vergangenen Woche Strafverfahren gegen die Journalisten Simone Traini und Stefania Battistini vom italienischen Sender RAI eröffnet habe, weil sie nach Sudscha eingereist seien.

Mehr zum ThemaErmittlungen eingeleitet: Illegaler Grenzübertritt von Washington Post-Reportern in Kursk